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„Zivis“ statt Bausoldaten

■ Ab Montag können Tausende von jungen Männern in verschiedensten Sozialbereichen Zivildienst leisten / Totalverweigerer müssen mit Geldstrafe rechnen

Ost-Berlin. Der Startschuß fällt am 7. Mai - dann können Tausende von jungen Männern in der DDR erstmals Zivildienst leisten. Mehr als 53.000 erklärten sich seit März dieses Jahres dazu bereit, davon allein 20.000, die bereits in der Armee ihren Wehrdienst begonnen haben. Von den rund 24.000 Zivildienstleistenden, die im Mai ihren Dienst antreten müßten, können knapp 6.000 allerdings noch eine Weile warten: Es fehlt an geeigneten Plätzen. „Wir wollten keine Plätze um jeden Preis“, erklärte dazu gestern der zuständige Referatsleiter im Ministerium für Arbeit und Soziales, Pollmer. Die bereitgestellten Plätze müßten der Zivildienstordnung entsprechen. Das heißt: kein Zivildienstplatz im Produktions- oder Privatbereich. Nach dem Vorbild der Bundesrepublik sollen die „Zivis“ im weitesten Sinne im Gesundheitswesen, sowohl im Pflege- wie auch im technischen Bereich, aber auch im Umweltschutz tätig werden können. „Wir wollen damit aber niemandem seinen Arbeitsplatz wegnehmen“, beteuerte gestern Wolfgang Jahnel, Leiter des Referats für Zivildienst und ehemals stellvertretender Minister für Arbeit und Soziales. Statt dessen sollen „Fachkräfte unterstützt und von Hilfsarbeiten entlastet werden“.

Genausowenig Erfahrung hat die DDR zur Zeit noch mit Totalverweigerern. Da es sich bei der Regelung des Zivildienstes um eine Verordnung handelt, können Zivildienstverweigerer nur mit einer Ordnungsstrafe belegt werden: Sie liegt bei 500 bzw. 1.000 Mark, wenn die Ordnungswidrigkeit vorsätzlich begangen wird. Eine Möglichkeit, sich freizukaufen? „So könnte man es nennen“, bestätigt Pollmer, mit polizeilichen Maßnahmen wolle man jedenfalls niemanden zum Zivildienst zwingen. In einem Zivildienstgesetz, an dem zur Zeit gearbeitet wird, könnten die Sanktionen allerdings anders aussehen.

Genau wie der Wehrdienst dauert der Friedensdienst ein Jahr, in den ersten acht Monaten erhalten die Zivildienstleistenden 250, danach 300 Mark. Außerdem gibt es 4,50 Mark pro Tag für Verpflegung, Zuschläge für Schicht und Schwerstarbeit werden ebenfalls gezahlt. Getragen werden diese Leistungen von den jeweiligen Einrichtungen selbst, sind sie dazu nicht im Stande, springt das Ministerium für Arbeit und Soziales ein. Wer sich zum Zivildienst entschließt, muß das, im Gegensatz zur BRD, nicht beantragen, sondern nur erklären. Gut 20 Prozent der Männer des Jahrgangs 1972 haben diese Möglichkeit bereits genutzt, die Tendenz ist steigend: 30 bis 40 Prozent, schätzt Jahnel, werden in Zukunft davon Gebrauch machen.

maz

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