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FBI-Agenten linken Kolumbiens Kokainmafia

■ Zwei Kolumbianer wegen versuchten Waffenkaufs in Florida festgenommen / Sechs Millionen US-Dollar für Stinger-Raketen angeboten In Bogota werden Häuser aufgekauft und mit Dynamit geladen / Israelische Handfeuerwaffen im Besitz von mehreren Drogenkartellen

Berlin (taz/wps/afp) - In Tampa, im US-Bundesstaat Florida, sind zwei mutmaßliche kolumbianische Drogenhändler festgenommen worden. Ihnen hatten Agenten des FBI Luftabwehrraketen des Typs Stinger angeboten. Die US -amerikanische Bundespolizei FBI hat Alfredo Antonio Ramos Tinoco am Samstag in einem Hotel in Tampa festgenommen. Luis Fernando Arcila-Giraldo, der als Mitarbeiter des Drogenbosses von Medellin, Pablo Escobar, gilt, ist am selben Tag nahe dem Flughafen von Miami aufgegriffen worden.

Fünf Millionen US-Dollar seien für 120 Stinger-Raketen, 50 automatische Gewehre vom Typ M-16 und ein Flugzeug zum Transport der Waffen geboten worden, sagte FBI-Agent Charles Salemme. Eine weitere Million sei zur Bezahlung der Waffenhändler gedacht gewesen. Das Geschäft sollte aus dem geplanten Verkauf von Kokain finanziert werden, und die Waffen sollten aus US-Militärbeständen gestohlen werden. Die beiden Verhafteten werden wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, illegalem Waffenexport sowie der Komplizenschaft im internationalen Drogenhandel angeklagt.

Nach Angaben des FBI sollten die Stinger-Raketen für Angriffe auf Flugzeuge kolumbianischer Regierungsmitglieder und des Präsidenten Virgilio Barco dienen. Die beiden Mafiosi hätten auf große Eile gedrängt, um die Raketen noch vor dem kolumbianischen Präsidentschaftswahlen am 27. Mai einsetzen zu können. Erfolgreich sind Stinger vor allem von afghanischen Mudschaheddin gegen sowjetische Kampfhubschrauber eingesetzt worden, die die Raketen von der US-Regierung erhalten hatten. Der Drogenmafia hätten diese Waffen vor allem zum Einsatz gegen Hubschrauber des kolumbianischen Militärs gedient, die versteckte Kokainlabors und Flugpisten im Amazonas-Tiefland aufstöbern und zerstören sollen.

Mit Stinger-Raketen ist das Drogenkartell in der Lage, das Militär direkt anzugreifen und nicht allein mit der Ermordungen von Journalisten, Richtern und Politikern die Antidrogenpolitik der Regierung in Bogota scheitern zu lassen. Das Komplott wurde entdeckt, als FBI-Agenten versuchten, einen Drogenhändlerring zu sprengen. Die Agenten haben sich als Drogenhändler ausgegeben und die Lieferung von Stinger-Raketen angeboten. Eine Stinger -Luftabwehrrakete, deren Export der Kontrolle der US -Regierung unterliegt, kostet rund 13.000 Dollar. Die 1,20 Meter langen und 16 Kilogramm schweren Geschosse werden aus einem Rohr abgeschossen, das ein Mann auf der Schulter tragen kann. Die Rakete ist in erster Linie als Waffe gegen Tiefflieger konzipiert.

In ihrem Krieg gegen den kolumbianischen Staat greifen die Drogenkartelle des südamerikanischen Landes jetzt offenbar zu schärferen Mitteln. Am Montag wurde in Bogota außerdem berichtet, daß die Mafia dazu übergegangen sei, Häuser in der Nähe von Polizeiposten in Bogota aufzukaufen und darin Dynamit zu lagern. „Die Drogenhändler sind bereit, den fünf und sechsfachen Preis für ein Haus zu zahlen, nur um es dann mit Dynamit zu füllen und in die Luft zu sprengen“, sagte der Chef der kolumbianischen Kriminalpolizei, Oberst Oscar Pelaez.

In Tampa waren am Wochenende zwei Kolumbianer unter dem Verdacht festgenommen worden, im Auftrag des Medellinkartells für sechs Millionen Dollar (10,2 Millionen D-Mark) 120 Stinger-Luftabwehrraketen, 50 Automatikgewehre und ein Flugzeug zum Transport der Ware beschaffen zu wollen. Das teilte der FBI-Agent Charles Salemme mit.

Eine weitere Million sei zur Bezahlung der Leute geboten worden, die die Waffen beschaffen sollten. Das Geschäft sollte aus dem geplanten Verkauf von 400 bis 600 Kilogramm Heroin finanziert werden. Die Verdächtigen hätten angegeben, im Auftrag des Rauschgifthändlers und Chef des Medellin -Kartells, Pablo Escobar, zu arbeiten.

Das amerikanische Außenministerium bestätigte am Montag Informationen über eine weitere Waffentransaktion der kolumbianischen Drogenmafia. Danach sind 100 israelische Uzi -Maschinenpistolen und 400 Galil-Sturmgewehre, die für die Regierung der karibischen Insel Antigua bestimmt waren, in den Besitz des Drogenbarons Jose Rodriguez Gacha gelangt, der vor drei Monaten in einem Feuergefecht mit der Polizei ums Leben kam. Die Waffen wurden in Kolumbien bei der Durchsuchung einer Gacha-Ranch entdeckt.

rs

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