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USA und Israel ringen um Geste guten Willens

In der Geiselfrage fordert US-Regierung Zugeständnisse / Aus Jerusalem nur „prinzipielle Bereitschaft“ schiitische Gefangenen freizulassen  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Um einer Lösung der leidigen Geiselfrage näherzukommen, üben die Vereinigten Staaten zunehmend Druck auf ihren nahöstlichen Bundesgenossen Israel aus. Die Jerusalemer Regierung hingegen begegnet dem anwachsenden Druck gelassen. Immerhin nahm ein Regierungssprecher offiziell zur Geiselfrage Stellung, um den wichtigsten Verbündeten nicht unnötig zu brüskieren.

Israel sei, so der Sprecher, „prinzipiell bereit, festgehaltene Terroristen“ - gemeint sind damit rund 400 schiitische Gefangene, die in israelischen Gefängnissen beziehungsweise im unter israelischer Militärkontrolle stehenden Südlibanon festgehalten werden - „freizulassen“. Das gelte jedoch nur, „wenn gleichzeitig auch über die Freilassung aller israelischer Gefangenen verhandelt“ werde. Insgesamt sollen sich nach sechs israelische Staatsbürger in den Händen schiitischer Libanesen befinden.

Washington war auf den Plan getreten, nachdem sich Familienangehörige von amerikanischen Geiseln mit der Bitte um eine versöhnliche Geste an die Jerusalemer Regierung gewandt hatten. Die hatte ein solches „Ansinnen von einzelnen Individuen“ entrüstet zurückgewiesen. Doch auch als sich dann US-Politiker, wie der Israel überaus gewogene Senator Moynihan, zu Wort meldeten, reagierte die Jerusalemer Regierung verärgert. Moynihan hatte erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Inhaftierung von libanesischen Schiiten in Israel geäußert: „Dies steht in eklatantem Widerspruch zu internationalem Recht. Ich hoffe, daß Israel unsere Kritik hört und den Weg für eine baldige Befreiung der amerikanischen und westlichen Geiseln ebnet.“

Ganz in diesem Sinne äußerte sich auch das US-State -Department: „Wir erwarten, daß Israel die nötigen Schritte unternimmt, damit möglichst alle Geiseln freigelassen werden.“ Wegen der von Israel direkt und indirekt festgehaltenen schiitischen Geiseln haben Iran und Syrien bereits mehrfach in Washinton interveniert und zu verstehen gegeben, daß eine Freilassung westlicher Geiseln entscheidend vom Verhalten Israels abhängig sei. Auch US -Präsident Bush wies wiederholt darauf hin, daß Israel Geiseln praktisch illegal gefangen hält.

Während Israel nur eine Lösung akzeptieren mag, die in erster Linie alle israelischen Gefangenen in einen möglichen, multilateralen Geiselringtausch einbezieht, dringen die USA auf eine zweckfreie israelische „Demonstration des guten Willens“. Dabei sind die USA aber sorgsam darauf bedacht, schon den Gedanken, man zeige sich damit indirekt „Terroristen“ gegenüber nachgiebig, im Keim zu ersticken.

In einem jüngst veröffentlichten Leitartikel weist die israelische Tageszeitung 'Jerusalem Post‘ aber noch auf einen anderen Aspekt der Geiselaffäre hin: „Sowohl Japan als auch die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien drängen darauf, wieder in großem Umfang ins lukrative Nahostgeschäft einzusteigen. Das ist aber erst nach einer Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Iran und den USA möglich. Im Augenblick wäre es falsch, 'Gesten‘ zu machen, die nur Extremisten fördern.“ Die Stoßrichtung des Artikels ist klar. Jedes amerikanische Drängeln wird zurückgewiesen: Entweder als falsches Zugeständnis an „Terroristen“ oder aber als Schielen nach schnödem Mammon.

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