: Zwischen Weiswurst und Voodoo
■ Togo, einst Jagdrevier von Franz Josef selig und vor Aids zunehmend heimgesucht von Sextouristen, zieht heute vor allem Saharafreaks an.
Rainer Gamer ZWISCHEN WEISSWURST UND VOODOU
Togo, einst Jagdrevier von Franz Josef selig und vor Aids zunehmend heimgesucht von Sextouristen, zieht heute vor allem Saharafreaks an.
Wanderer, kommst du nach Lome... - streif dir den Wüstensand von den Schuhen und trink im „Chez Alice“ ein Bier von der Ersten Kulmbacher Actienbräu. Und wenn du Hunger hast, geh Weißwürste essen, bei „Marox“ sind sie so gut wie im Münchner Hofbräuhaus, es fehlen nur die Kellnerinnen im Dirndl.
Lome liegt nicht in Bayern, Lome ist die Hauptstadt von Togo, Westafrika. Doch Togo ist ungefähr so groß wie Bayern und war zudem von 1884 bis 1914 deutsche Kolonie. Das mag eine geschäftstüchtige Rosenheimer Familie dazu bewogen haben, sich mit zweien ihrer Unternehmen ausgerechnet in Togo niederzulassen. Ein Glied ihrer Fleischereienkette Marox läßt nun in Togo unter anderem Weißwürste sieden, und eine ihrer Brauereien liefert, frisch vom togolesischen Sudkessel, das Bier dazu. 1977 folgte den Rosenheimern die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung nach Togo. Im gleichen Jahr wurde in Müchen auch eine „Bayerisch-Togolesische Gesellschaft“ gegründet, die personell eng mit der Stiftung verbunden ist.
Wenn du in Lome plötzlich ein Straßenschild „Avenue Dr. Franz Josef Strauss“ auftauchen siehst, liegt das also nicht an zuviel Kulmbacher in deinem Blutkreislauf. Als tüchtiger Landesvater und Metzgersohn, dem natürlich die Rosenheimer Wurstfabrikanten nicht ganz unbekannt waren, hat sich Franz Josef Strauß nachdrücklich um das Schicksal seiner Landeskinder im fernen Afrika bemüht. Daraus wurde eine rechte Männerfreundschaft mit dem „Life-President“ von Togo, dem Präsidenten auf Lebenszeit, Eyadema.
Im Norden Togos, dem Gebiet des Kabye-Stammes, dem er angehört, hat sich Eyadema ein schnuckeliges Jagdreservat einrichten lassen. Dort durfte auch sein bayerischer Freund auf Pirsch gehen. Dafür brachte Franz Josef 1984, zur Hundertjahrfeier der Erklärung Togos zum deutschen Schutzgebiet, Eyadema einen Schuldenerlaß der Bundesregierung über 270 Millionen DM mit. Verständlich, daß bei soviel Freundschaft auch eine Straße der Hauptstadt Togos den Namen des bayrischen Ministerpräsidenten trägt. Mehr noch: Als Strauß starb, war in Togo eine Woche Staatstrauer angesagt! (Wer kümmert sich auch jetzt um den Schuldenerlaß?! d.S.)
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Mittwochabends ist im Hotel Chez Alice, das von einer rührigen Schweizerin und ihrem togolesischen Mann geleitet wird, Live-Music angesagt. Eine schwarze Gruppe spielt fetzigen Funk, und auf der grob betonierten Freilufttanzfläche tummelt sich bei tropischen Temperaturen ein schrilles Gemisch aus Einheimischen und Europäern. Die Europäer gehören überwiegend zu den Spezies Saharafahrer und Autoschieber, Doppelnennung möglich. Vereinzelt treffen sich hier auch Entwicklungshelfer und Mitarbeiter europäischer Firmen, die aber im allgemeinen gehobenere Etablissements bevorzugen. In Erinnerung an bessere Zeiten ist aber noch immer ein Tisch als „BBC-Stammtisch“ ausgewiesen. BBC - das ist eine Schweizer Firma, die Togo für 100 Millionen DM ein absolut unsinniges Stahlwerk aufgeschwätzt hat, das seit 1984 de facto stillgelegt ist.
In der Bar bedient Melanie aus Frankfurt. Das Geld ist ihr ausgegangen, deshalb jobbt sie hier. Ihr wichtigstes Handwerkszeug ist der große Block zum Anschreiben. Ein bißchen was von alter Hippie-Solidarität liegt in der Luft. „Wir leben hier schließlich von den Saharafahrern.“ In der Hauptreisezeit für Togo, also zwischen November und März, können schon mal 70 Saharafreaks in einer Nacht bei Alice im Hotel und auf dem Campingplatz Unterschlupf finden. Wenn's hoch hergeht, kommen allein 20 bis 30 Deutsche pro Tag aus der Wüste nach Togo gepilgert - und das heißt, in der Regel irgendwann einmal auch ins Chez Alice, schätzt Melanie.
Womit viele von ihnen die Reise finanzieren, erzählt mir mein Tresennachbar. Bernd ist aus Heidelberg und hat schon einige Kulmbacher hinter sich. Er weiht mich in die Geheimnisse der Autoschieberei ein. Mensch kauft in Deutschland einige Schrottkisten, beliebt ist der Peugeot 504, und lädt diese voll mit alten Ersatzteilen und abgefahrenen Reifen. Dann geht's im Konvoi Richtung Sahara. In Algerien werden die Autos für ein paar abgefahrene Reifen als Zahlungsmittel aufgemotzt. Verkaufen lassen sie sich gut in Togo oder besser noch in Niger, wo die Preise höher sind. „Aber nicht während der Regenzeit verkaufen wollen, da kriegst du die Kisten nicht los.“
So machen es die Anfänger. Bernd selbst hat dieses Niveau schon lange hinter sich. Er schickt jetzt per Schiffsfracht neuwertige Autos von Hamburg aus nach Lome. Hier werden die dann von einem afrikanischen „Angestellten“ unter die Leute gebracht. „Den hab ich aus Kamerun mitgebracht, das ist ein guter Neger“, lobt er in verräterischem Slang seinen Verbindungsmann. Die Saharatour hat Bernd aber noch immer nicht losgelassen. Einmal im Jahr muß er die Fahrt einfach machen, „just for fun“. Natürlich inzwischen im vollklimatisierten Geländefahrzeug. Ansonsten kommt er im Flugzeug, geschäftlich und um seine togolesische „Freundin“ zu besuchen, wenn er sich bei deutschen Frauen wieder genug Frust geholt hat.
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Als ich Bernd nach Aids frage, winkt er ab. „Ich weiß Bescheid, die Nutten sterben hier in Lome wie die Fliegen aber meine Freundin ist sauber, ich hab‘ sie untersuchen lassen. Und solange es ihr gutgeht bei mir, bleibt sie auch sauber.“ Als Kolonialist oder Rassist kommt er sich aber nicht vor. „Denn wenn ich sie nicht unterhalte, tut es vielleicht einer, dem egal ist, ob sie Aids kriegt.“ Aber irgendwann wird er sie ja verlassen, und dann?
„C'est la vie“, meint er und zeigt auf die Tanzfläche. Dort bemühen sich gerade drei Afrikanerinnen um einen leicht betrunkenen Deutschen mit Hamburger Zungenschlag. Im Hintergrund beobachtet eine verlebte Frau mittleren Alters die Szene. „Das ist die Zuhälterin“, erklärt Bernd.
Den Hamburger, er heißt Hein, treffe ich am nächsten Tag im deutschen Seemannsheim wieder. Er ist, das gibt es tatsächlich noch, Seemann. Mit einigen Kollegen sitzt er am billigsten Swimmingpool von Lome und schimpft auf die Langeweile in Afrika und auf den evangelischen Pastor, der das Heim leitet. Er hat, wegen Aids, ein strenges Auge darauf, daß keine Frauen mit auf das Zimmer genommen werden. Früher sei das alles anders gewesen, meint Hein, dessen Schiff seit vier Tagen im Hafen von Lome auf das Löschen der Ladung wartet. Natürlich hat er Angst vor Aids, er hat sich ja nie so um Gummis gekümmert. Aber untersuchen lassen will er sich nicht, lieber nichts wissen.
„Zum Glück wird in Afrika ja endlich was gegen Aids gemacht“, berichtet sein Kumpel, der auf dem gleichen Schiff angeheuert ist. Ja, gestern hat er mit einem von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, einem Zweig der deutschen Entwicklungshilfe, ein paar Bier getrunken. Der hat ihm das alles erklärt. Noch vor zwei Jahren wollte die togolesische Regierung Aids einfach ignorieren. Inzwischen dürfen die Franzosen und die Deutschen schwerpunktmäßig Reihenuntersuchungen zur Aids-Quote machen. Die ersten Ergebnisse waren für Lome ziemlich übel. Deswegen startet die GTZ gerade ein Programm zur Aufklärung der Puffmuttis und Zuhälterinnen in der Stadt. „Eine ziemlich intime Art technischer Zusammenarbeit“, grient Hein. Das Programm kommt aber gut an, die Bordellchefinnen merken ja auch, wie ihnen die Frauen wegsterben.
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Unmittelbar neben der von Engländern zu verantwortenden ruinösen Raffinerie Togos (das selbst gar keine Rohölvorkommen hat) liegt der Robinson-Plague. Ein Meeresstrand, der viel über den Tourismus in Togo erzählt. Bungalows im traditionellen Hüttenstil verströmen den diskreten Charme eines Freizeitparks. Am Sand, auf den die Hütten gebaut sind, nagt jedoch die Brandung. Seit der Obervolta-Stausee im benachbarten Ghana den Nachschub an Flußgeschiebe zurückhält, frißt sich das Meer unaufhaltsam in die Küsten Togos hinein. Schon müssen Sandsäcke einen letzten Streifen Strand sichern, der den Badeurlaubern hier geblieben ist.
Aber ein Bad im Meer ist an der Küste Togos sowieso nicht jedem zu empfehlen. Die starke Brandung, die entlang der ganzen Küste herrscht, macht Baden für ungeübte Schwimmer und Kinder zum lebensgefährlichen Unternehmen. Natürlich liegt gerade darin auch ein großer Reiz, der genußvoll bleibt, solange mensch nicht hinter die Brandungszone gerät. Dort herrscht nämlich eine ablandige Strömung, die jedes Jahr einige allzu kühne Schwimmer im Meer verschwinden läßt.
Daß Togo trotz dieser Situation auch auf die Entwicklung des Badetourismus gesetzt hat, ist auf eine UN-Studie der 70er Jahre zurückzuführen, die der togolesischen Regierung, sprich Eyadema, den Wirtschaftsfaktor Tourismus schmackhaft gemacht hat.
Einige Kilometer östlich des Robinson-Plague liegt das „Tropicana“. Für Neckermann gebaut, war es einst ein Paradepferd der togolesischen Fremdenverkehrsindustrie. In den erhältlichen Reiseführern wird es noch immer als Garant ungetrübter Urlaubsfreuden gehandelt, mit Schwimmbädern, Tennisplätzen, Pferden, romantischen Bungalows und einem phantastischen Kokospalmenstrand. Nur ist auch hier der Strand bereits weitgehend im Meer verschwunden - und mit ihm eines der Schwimmbäder. Da nach dem rapiden Rückgang des Sextourismus auch keine Aussicht mehr bestand, die Anlage einigermaßen rentabel weiterzuführen, ist das Tropicana nun „bis auf weiteres“ geschlossen.
Die desolaten Aussichten des Badetourismus in Togo haben den Vorteil, daß der teilweise noch erhaltene und wirklich atemberaubend schöne Palmenstrand den letzten einheimischen Meerfischern und ihren Einbäumen gehört.
Die Saharafahrer lassen sich natürlich nicht von heftiger Brandung und dem diskreten Bröckeln touristischer Träume schrecken. Im Gegenteil, sie nutzen die Situation weidlich aus, profitieren von noch funktionierenden Versorgungseinrichtungen und zivilen Preisen. Dennoch oder gerade deswegen zieren ihre teilweise monströsen Wüstenfahrzeuge, sprich fahrbaren Wohneinheiten, nicht den ganzen verbliebenen Strand Togos. Sie konzentrieren sich vielmehr auf die zwei einschlägigen Campingplätze beim Chez Alice und am Ramatou-Plague, direkt neben dem Robinson -Plague. In hübscher Ironie fördert also das derzeitige Dilemma des togolesischen Tourismus ausgerechnet die Reisenden, an denen die Politiker - noch - nicht interessiert sind.
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Daß sich die Einstellung der Politik ändern könnte, davon träumt ein junger Togolese, den ich bei einer Fahrt ins Landesinnere kennenlerne. Er hat in Deutschland studiert und dabei Sympathien für die Ökobewegung entwickelt. Auf einer Reise nach Israel hat er außerdem verschiedene Kibbuze besucht. Seitdem träumt er von einer Ära nach Eyadema, in der Togo zu einem afrikanischen Ökotopia wird. Die Touristen kämen dann als Mitarbeiter und Förderer des Umbaus, als Genossenschaftshelfer und „sanfte“ Urlauber.
Sein Traum hat unter anderem den einen Haken, daß die administrative Elite Togos derzeit mit Lehrmaterialien der Hanns-Seidel-Stiftung ausgebildet wird. Dies muß nicht unbedingt heißen, daß das Weltbild des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten den ganzen Unterrichtsstoff hergibt. Aber einen ökologischen Umbau Togos werden die so Ausgebildeten gewiß nicht betreiben.
Dabei gibt es durchaus Voraussetzungen für eine Entwicklung in diese Richtung. Landbau und Viehzucht sind aus geographischen Gründen noch weitgehend kleinzellig und auf Selbstversorgung hin organisiert. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Mastfarm des Marox-Konzerns, wo einige hundert Kühe und Schweine der Weißwurst entgegendämmern.
Auf einer Tour in den armen, aber kulturell außerordentlich lebendigen Norden des Landes lerne ich Dominique kennen, der in Paris mit ökologischem Gedankengut infiziert worden ist. Vertraut mit den Möglichkeiten, an Entwicklungshilfegelder heranzukommen, hat er in seinem Heimatdorf eine Ökofarm aufgezogen, mit allem was dazugehört, inklusive Ferien auf dem Bauernhof. „Die Alten im Dorf glaubten erst, ich sei von den Weißen verhext. Erst als ich unsere religiösen Symbole auf die Sonnenkollektoren gemalt habe, waren sie zufrieden. Mir geht es jetzt auch besser.“ Ich schaue ihn irritiert an, er lacht. „Als Ökologe muß ich den Animismus ernst nehmen, er ist wirklicher als die christliche Lehre.“
Die Fon und die Ewe, zwei verwandte Stämme im Gebiet von Togo, Benin und Ghana, praktizieren einen Animismus, der dem Voodoo in Haiti zugrunde liegt. In touristischen Schriften zu Togo ist daher oft von „Voodou“ die Rede. Auch viele Togolesen haben diese Bezeichnung schon übernommen. Ganz in der Nähe von Lome, um Togoville, gibt es zahlreiche Friedhöfe, deren plastische Grabgestaltungen den bildhaften Reichtum dieses „Voodou“ vermitteln. Sie erinnern tatsächlich an Bilder aus Haiti. Seltsame Gegenstände, Tiere, menschliche Körperteile aus den verschiedensten Materialien und bizarre Farbmuster verwirren das Auge und den europäischen Kopf.
Von besonderer Ausstrahlung sind auch die „heiligen Wälder“ in Togo, Stücke unberührten Urwalds, die seit Jahrhunderten als Wohnort göttlicher Wesen respektiert werden. Einer befindet sich mitten in Lome, im Be-Viertel, wo auch der große Fetischmarkt liegt. Wie mir ein Missionar aus der Pfalz resigniert erklärt, besteht die Bevölkerung Togos aus 40 Prozent Christen, 15 Prozent Moslems und mindestens 95 Prozent Animisten.
Das zeigt die Toleranz und Assimilationskraft der Togolesen. Und ihre Fähigkeit, dem Europäisierungsdruck zu widerstehen. Kaum ein Land Afrikas, das verkehrstechnisch so zugänglich ist wie Togo, hat sich eine vergleichbare kulturelle Eigenständigkeit bewahrt. Das ist natürlich auch ein wichtiger Grund dafür, daß Alternativtouristen Togo so fest in ihr Herz geschlossen haben. Kulturelle Ursprünglichkeit plus lockere Szenetreffs in Strandnähe, das lockt. Außerdem hat das Leben in Togo eine unvergleichliche Leichtigkeit, einen Charme, der wesentlich von der herzlichen und offenen Art seiner Einwohner herkommt.
Vor allem in den Kindern Togos kulminiert alles, was das Klischee an positiven Merkmalen über schwarz-afrikanische Stämme aussagt. Ihr ursprünglicher Charme, ihre Grazie und ihre Lebendigkeit, nicht zuletzt auch ihre Schönheit, sind einfach umwerfend. Da sie nicht hungern müssen, bleibt auch das Anbetteln von Weißen bei ihnen ganz spielerisch - und läßt vergessen, daß es auch ein anderes Afrika gibt. Und daß die irrsinnig hohe Geburtenrate in Togo diesen Kindern die Lebensgrundlage zu entziehen droht.
Nicht nur die kulturelle Lebendigkeit und die Freundlichkeit der Menschen, sondern auch die Infrastruktur Togos kommt Besuchern entgegen, die in Afrika nicht unbedingt Badeurlaub oder eine Safari machen möchten. Das Straßennetz ist in gutem Zustand, und ein hervorragendes System von Buschtaxis erschließt das ganze Land. Und wo die Buschtaxis Station machen, kann mensch sich stets mit dem Notwendigsten versorgen. Allerdings kostet es gelegentlich Nerven, im randvoll gepackten Kleinbus über eine nicht unbedingt schlaglochfreie Staubpiste zu rasen. Aber für Empfindliche gibt es die togolesische Eisenbahn, die garantiert nicht schneller als 50 fährt.
In ihren Waggons geht das volle Leben ab. Da in Togo vor allem Frauen öffentlich präsent sind, als Händlerinnen und zum Einkauf zumeist, bestimmen sie und ihre Kinder das Geschehen. Stillende Mütter neben Bäuerinnen, die ihre Hühner unter der Bank verstaut haben. Schlafende Kinder, schreiende Kinder, spielende Kinder. Und WunderdoktorInnen, die obskure Salben gegen alle nur erdenklichen Beschwerden anbieten. Meist sind die Salben weiß - die Farbe der Geister - und riechen nach ätherischen Ölen.
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Während ich dies schreibe, bekomme ich einen Brief aus Hamburg. Gerade ist ein Pastorenehepaar aus Togo ausgewiesen worden, weil sie in einem Rundbrief an Freunde in Deutschland „den Dicken“, wie Oppositionelle den Staatspräsidenten Eyadema respektlos nennen, als Diktator dargestellt haben.
Die Welt ist zum McLuhanschen Fernsehdorf geworden, und nicht nur im Westen wurde die Entwicklung in Osteuropa mit Interesse beobachtet, sondern auch im Süden, in den Einparteienstaaten Afrikas. Daß Eyadema jetzt vor Pastoren Angst hat, ist daher gut zu verstehen. Seine Opposition sitzt bei den Intellektuellen. Vor der Macht des Voodoo, die den haitianischen Diktator Duvalier zu Fall gebracht hat, muß er sich in Togo jedenfalls weniger fürchten.
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