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Aus Osteuropa auf der Flucht in die DDR

■ Erstes Aufnahmelager bei Berlin mit 1.000 Menschen bereits überfüllt / Viele Flüchtlinge wollen in Bundesrepublikweiterreisen

Berlin (ap) - In der Hoffnung auf bessere soziale Verhältnisse flüchten immer mehr Menschen aus osteuropäischen Ländern in die DDR. Täglich kämen nach offizieller Zählung 50 bis 70 vor allem rumänische StaatsbürgerInnen ins Land, um vor der katastrophalen wirtschaftlichen Situation in ihrer Heimat zu fliehen, sagte Matthias Jahr, Mitarbeiter der Ausländerbeauftragten Almuth Berger beim Ministerrat, in einem 'ap'-Gespräch. Die Dunkelziffer sei aber viel höher. Viele von ihnen hätten angegeben, in die Bundesrepublik weiterreisen zu wollen. Seit Mittwoch vergangener Woche beschäftigt sich in Ostberlin eine Regierungskommission mit dem Thema.

Nach Auskunft der Berliner Ausländerbeauftragten Anetta Kahane sind über 1.000 Flüchtlinge in einer Kaserne in Biesdorf bei Berlin untergebracht worden. Die Kapazität dort sei aber erschöpft. Damit für die Ankömmlinge keine „unzumutbaren Verhältnisse“ entstünden, müßten jetzt schnell neue Unterkünfte gefunden werden, sagte auch Jahr. „Der Flüchtlingsstrom wird auch in Zukunft nicht abreißen.“ Täglich erreichten 30 bis 40 Briefe das Amt der Ausländerbeauftragten, in denen sich weitere Ausländer ankündigten. Immer häufiger meldeten sich auch sowjetische Juden, die in die DDR kommen wollten.

Die meisten Ausländer kommen nach Jahrs Angaben auf den Berliner Bahnhöfen Lichtenberg, Schönefeld und dem Ostbahnhof an. Manche verließen die Züge auch schon in Magdeburg. 20 Mitarbeiter kümmerten sich ständig um die Zuzügler, doch reiche das Personal bei weitem nicht aus, um eine Betreuung sicherzustellen. Derzeit gehe es vor allem darum, Grundbedürfnisse zu erfüllen, sagte Jahr. Die „aus der Not geborene“ Regierungskommission, die bisher zweimal getagt habe, suche nach geeigneten Unterkünften und wolle vor allem die medizinische Betreuung und die Essenversorgung sicherstellen.

Trotzdem steht nach Jahrs Meinung derzeit keine Visumspflicht für die osteuropäischen Nachbarn zur Diskussion. „Das darf auf keinen Fall geschehen. Wir werden keine neuen Mauern um die DDR hochziehen“, sagte er. Die Regierungskommission geht davon aus, daß die meisten Flüchtlinge in der DDR eine neue Chance suchen.

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