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THEATERDURSTSTRECKE

■ Ein Symposium zur Gesamtberliner Theaterszene

Die Gesamtberliner Theaterlandschaft darf dem deutschen Einigungsprozeß nicht geopfert werden. Ziel müsse es vielmehr sein, alle Berliner Theater zu erhalten. Nach einer Durststrecke von fünf bis zehn Jahren werde sich die Frage nach der Notwendigkeit der noch vorhandenen Theatervielfalt dann überhaupt nicht mehr stellen. In dieser Auffassung waren sich die Teilnehmer eines Theatersymposium einig, das am Freitag im Martin-Gropius-Bau stattfand.

Theaterleiter und -experten aus West- und Ost-Berlin diskutierten auf Einladung von Kultursenatorin Anke Martiny (SPD) über die Zukunft. Anwesend waren der stellvertretende DDR-Kulturminister Böttger und die Kulturreferentin beim Ostberliner Magistrat, Sabine Scharlau. Tagungen dieser Art sollen demnächst ebenfalls für die Bereiche der Oper, der Orchester und Chöre, der Schlösser und Gärten sowie von Film und Medien stattfinden.

Martiny bezeichnete es als unbedingt notwendig, rechtzeitig Pläne für das kulturelle Berlin nach der Vereinigung zu entwickeln. Die kulturelle Substanz eines einheitlichen Berlins werde sich kaum automatisch aus der „Addition der Kulturinstitutionen beider Stadthälften“ ergeben. Bis zur Aufstellung eines ersten gemeinsamen Berliner Etatplans müßten Konzepte vorliegen, sonst seien Zusammenbrüche einzelner Kultureinrichtungen in Ost-Berlin unvermeidlich. Die dortigen Bühnen würden um „innere, möglicherweise schmerzliche Strukturreformen“ nicht umhinkommen.

Die Senatorin stellte klar, daß ein künftiges Bundesland Berlin nicht in der Lage sein werde, alle staatlichen und die privaten Theater der Stadt sowie alle anderen Kultureinrichtungen, wie sie die Hauptstadt eines deutschen Zentralstaates für Preußen und das gesamte Reich bereitgestellt hatte, allein zu finanzieren. Erforderlich würden eine erhebliche finanzielle Beteiligung des Bundes sowie der Länder.

Die Teilnehmer des Symposiums unterstützen diese Ansicht und meinten, es müsse nach neuen Rechtsträgerschaften und Finanzierungsmodellen auch unter Einbeziehung des Bundes und der Länder gesucht werden. Dagegen könnten privates Mäzenatentum und private Stiftungen nur eine „periphere Rolle“ spielen. Die Zusammenlegung von Theatern oder die Stillegung einzelner Bühnen sei finanzpolitisch ineffektiv und schon von daher kein sinnvoller Lösungsansatz.

Vor allem die Teilnehmer aus Ost-Berlin und der DDR befürchten, daß nach der Währungsumstellung weitere Schauspieler aus der DDR abwandern werden und außerdem DDR -Bürger ihr Geld zunächst für anderes als den Besuch von Theatern und Kultureinrichtungen ausgeben würden. Sie warfen erneut die Frage nach dem Aufbau von Besucherorganisationen für die Ostberliner Theater auf. Auch die Erarbeitung eines Kulturentwicklungsplanes für Berlin wurde angeregt.

dpa

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