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Schweigemarsch durch Paris

■ Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Frankreichs „Nein zum Antsemitismus! Nein zum Rassismus!“

Schweigend, ohne Spruchbänder und ohne Parteiabzeichen wollte Paris gestern abend auf die Straße gehen, vom Platz der Republik bis zur Bastille. Nur ein einziges Transparent sollte es geben: „Nein zum Antisemitismus, nein zum Rassismus.“ Mit Ausnahme der Front National hatten alle Parteien zu dem Schweigemarsch aufgerufen, um der jüdischen Gemeinde Frankreichs die Solidarität ihrer Nation zu zeigen. Die Ermittlungen nach den Tätern von Carpentras waren auch gestern nicht weitergekommen. Die BewohnerInnen des Orts nahe Avignon hatten nichts gesehen und nichts gehört.

Die Friedhofsschändung von Carpentras hat in Frankreich einen Schock ausgelöst und damit einem weitverbreiteten Unbehagen zum Ausdruck verholfen: So weit ist es also schon wieder - 50 Jahre nach dem Kollaborationsregime von Vichy werden jüdische Gräber verwüstet, und der Rassismus ist dank Le Pen zu einer tolerierten Meinungsäußerung wie jede andere geworden. „Es ist ein Klima entstanden, daß es dem Haß erlaubt, sich in seinem ganzen Schrecken und seiner Selbstgewißheit zu zeigen. Und die einhellige Entrüstung, so lobenswert sie ist, ist Zeichen für eine tatsächliche Ohnmacht gegenüber diesem Phänomen“, meinte Claude Lanzmann, der Regisseur des Films „Shoah“.

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