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Neu in der Schauburg: „A Bigger Splash“

■ Wie Mona Lisa bei Karstadt

Den englischen Künstler David Hockney für ein malerisches Genie zu halten, ist gar nicht so einfach. Denn, und das wissen längst nicht alle, was manchmal wie ein Gemälde des Meisters aussieht, ist gar keins. Eine schnöde Collage aus Polaroid-Photos erweckt oft genug den Eindruck eines gemalten Bildes. Oder seine wirklichen Bilder sind nach Photographien entstanden.

Der Nord-Engländer Hockney aus dem Industriekaff Bradford jongliert mit verschiedenen Medien, und das Auge muß zuweilen sehr nahe an ein Werk herangehen, um seine wirkliche Kunst zu erkennen.

Hockneys Bilder sind plakativ und flächig. Sie erinnern stets an Pop-Art, haben aber auch naive Züge an sich. So verhält es sich auch mit einem der bekanntesten großformatigen Arbeiten, A Bigger Splash. Der Mann, der dort ins blaue Wasser eines kalifornischen Swimming-Pools springt, ist Peter, ein Freund, vielleicht sogar die Muse David Hockneys.

A Bigger Splash heißt auch ein Film über, von, mit und um den Künstler mit der schwarzen Hornbrille und den wuscheligen blonden Haaren, die wie eine Wollmütze aussehen. Doch so kinogerecht der Mann auch auf der Film-Leinwand wirkt, ein Schauspieler ist er nicht. Er agiert, wie seine Bilder auf den ersten Blick erscheinen: oberflächlich und sehr künstlich. Und trotzdem, die (pseudo -)dokumentarischen Szenen des Anfang der siebziger Jahre entstandenen Films haben ihren Reiz. Swinging London, weite Hosenaufschläge, bekiffte Groupies, freie Schwulen-Liebe und peace and happiness machen das Verständnis für das Fast -Genie leichter.

In den Ausstellungen der Marlboro Gallery of Fine Arts oder der Tate Gallery in London wirken die Figuren bei der tatsächlichen Betrachtung gewollt steril, was sich in A Bigger Splash auf verblüffende Art materialisiert. Die Menschen von den Mal-Leinwänden werden tatsächlich real, es gibt sie wirklich. Sie haben Namen, sie reden und verhalten sich.

Das ist ungefähr so, als würden sie Mona Lisa bei Karstadt treffen. Das hat was. Auch wenn allzulange Bums-Szenen, dilettantische Spiel-Sequenzen und affektierte Sprüche manchmal nerven. J.F.Sebastia

Täglich um 18 und 22 Uhr, Kleine Schauburg

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