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„Das sind doch nur Schwule“

■ Der Kirchentag von unten beschäftigte sich mit Gewalt gegen Schwule / Beiträge aus einer Diskussion im Zelt am Spreebogen

Tiergarten. Erpressung, Überfall, Mord - Verbrechen, deren Opfer überdurchschnittlich häufig Schwule sind. Für die Kripo zählt Gewalt gegen homosexuelle Männer inzwischen zur „Alltagskriminalität“. Der Überfall Rechtsradkialer auf ein Schwulencafe am Alex, die Verbrechen des Frankfurter „Obdachlosenmörders“ auch an Homos sind nur ein Bruchteil der traurigen Beispiele für Angriffe gegen Schwule. Da die katholische Kirche Homosexualität tabuisiert, fand eine Diskussion zum Thema „Gewalt gegen Schwule“ in den Zelten des Kirchentags von unten statt.

„Wieso werde ich verhaftet? Das sind doch nur Schwule!“ diese Reaktion eines 21jährigen Bundeswehrsoldaten auf seine Festnahme ist, so Günther Dworek, Vertreter von „Schwule bei den Grünen“, bezeichnend. Der junge Mann hatte mit ein paar Freunden im Park mehrere Liter Bier getankt und dann einen vermeintlich Homosexuellen zusammengeschlagen und beraubt. Hauptsächlich Jugendliche gingen „Schwule ticken“, meint Manfred Bruns, schwuler Staatsanwalt beim Bundesgerichtshof. „Die antrainierte Verachtung für Homosexuelle senkt die Hemmschwelle. Die Schwulen sind für die vogelfrei.“

Ebenso vorurteilsbelastet die Polizei: „In den Augen der Polizisten sind wir Schwulen oft mitschuldig, wenn wir zusammengeschlagen werden. Das ist ähnlich wie bei Vergewaltigungen von Frauen - wir werden gefragt, ob wir die Täter nicht angemacht oder provoziert hätten!“, beschwert sich Bruns. Günther Dworek berichtet von der erfolgreichen Zusammenarbeit von Schwulenorganisationen und der Polizei in Stuttgart: „Hier ist es uns gelungen, die Polizisten vernünftig über Schwule und ihre Probleme zu informieren.“ Aber im großen und ganzen sehe die Geselllschaft die Schwulen immer noch als leicht gestörte Außenseiter. „Wir müssen offen auftreten, um den Leuten ihre Vorurteile zu nehmen. Wir müssen endlich auch ins Fernseh-Abendprogramm!“ Carsten Flöter aus der Lindenstraße braucht Verstärkung!

Jörg O. Riss

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