: Willis deutsche Solidarität
■ betr.: "Solidarität statt Selbstbetrug", taz vom 21.5.90
betr.: „Solidarität statt Selbstbetrug“, taz vom 21.5.90
Willi Hoß will einen Solidarbeitrag kassieren von allen Sozialversicherungspflichtigen in der Bundesrepublik zur Linderung der Kosten der deutschen Chaosvereinigung für die RenterInnen in der DDR - zwangsweise, durch Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge. Und warum? Willi Hoß mag „den altbekannten Song Lieber Renten statt Raketen“ nicht mehr anstimmen, schließlich ist es jetzt wirklich dringend, geht es doch nicht mehr um irgendetwas sondern um die Deutschen.
Lieber Willi Hoß, so notwendig es ist, die sozialen Folgen der Chaosvereinigung zu lindern, so merkwürdig mutet es an, daß Dir nicht schon früher, angesichts der Solidaritätsbewegung mit Nicaragua beispielsweise, eine solche Idee gekommen ist. Für die internationale Solidarität war der - aussichtslose - Verweis auf exorbitante Rüstungsausgaben offenbar gut genug. Nun, wo es um die nationale Solidarität geht, müssen die Leute eben bezahlen, ob sie wollen oder nicht. Und nicht Unternehmensgewinne willst Du so ein wenig gerechter verteilen, sondern es müssen mal wieder die ran, die eh wenig haben.
Meinst Du nicht, daß ein wenig Selbstbeschränkung beim Herauslassen solcher Dummheiten angesagt wäre? Denn beim Lesen Deines Beitrags bleibt sicherlich nicht nur bei mir ein schaler Nachgeschmack. Ein Mitglied des Fraktionsvorstandes der Grünen im Bundestag plädierte vor einigen Wochen für den Verbleib des vereinigten Deutschland in der Nato und entdeckt wenige Wochen später auch noch sein Herz für Deutschland. Was hast Du noch auf Lager?
Rainer Hinrichs, Die Grünen Niedersachens, LAG Frieden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen