Saddam Hussein will Respekt der USA

■ Auf dem arabischen Gipfel werden Träume von der arabischen Einheit laut / Arafat und Saddam Hussein stehen gegen Mubarak und König Fahd / Gorbatschow verspricht neue Ausreiseregelung für sowjetische Juden

Bagdad (taz/afp) - Wogende Weizenfelder, fulminante Fontänen, Massen, Maschinen und militärische Kraft - so fand pünktlich zum arabischen Sondergipfel in Bagdad, der gestern zuende gehen sollte, die Quersumme der arabischen Träume im irakischen Fernsehen ihre Illustration. Weit mühseliger als dieses geschönte Bild gestaltete sich das Gipfelgeschehen selbst, dessen Ablauf kaum über die arabische Uneinigkeit hinwegtäuschen konnten.

Die Beratungen wurden offiziell von der neuerlichen Zuspitzung der Palästina-Frage und unterschwellig auch vom irakischen Streben nach Dominanz in der arabischen Welt beherrscht. In den Diskussionen wurden die beiden Problemkreise elegant miteinander verknüpft. Bagdads Regent Saddam Hussein wetterte ausdauernd gegen die USA, die er für das aggressive Verhalten Israels mitverantwortlich machte. Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts stünde der arabischen Einheit nichts mehr im Wege. „Nur wenn wir mit einer Stimme sprechen“, könne ein gegenseitiger Respekt zwischen den USA und den Arabern hergestellt werden. Saddam Hussein, das wurde auch deutlich, will dabei die irakische Hochrüstung anerkannt sehen. Während auch der jordanische König Hussein ähnlich argumentierte, wollten der saudische König Fahd und Ägyptens Präsident Mubarak von Kritik an den USA wenig wissen. So konnte es nicht verwundern, daß PLO-Chef Jasser Arafat, der schon in Genf mit den USA hart ins Gericht gegangen war, sich eher auf die irakische Seite schlug und damit die mancherseits gewünschte ägyptische Vermittlungsrolle im Israel-Palästina-Konflikt erst einmal verhinderte. Er forderte die USA in scharfen Tönen auf, ihr nahostpolitisches Durcheinander - zu dem auch diese ägyptische Vermittlerrolle gehört - zu beenden.

Die palästinensisch-ägyptische Differenz wurde am gestrigen zweiten Beratungstag deutlich. Der Tag war von der Frage dominiert, ob Saddam Hussein im Auftrag des Gipfels eine Botschaft an Bush und Gorbatschow zu ihrem am Donnerstag beginnenden Treffen schicken sollte. Palästinensische Delegierte behaupteten, ein solcher Brief sei beschlossene Sache; Ägypten bestritt dies. Während dieser Streit andauerte, ließ Gorbatschow gestern mittag die Araber wissen, er werde sich für Lockerungen der Einreisebestimmungen für sowjetische Juden in westliche Länder einsetzen. Außerdem kursierten gestern Gerüchte über den angeblich bevorstehenden Start eines irakischen Weltraumsatelliten. Darin ging die eigentlich geplante Verabschiedung zweier Resolutionen zu Palästina und der arabischen Sicherheit vorläufig unter: Bis Redaktionsschluß waren sie nicht verabschiedet worden.

D.J./wasa