: „Nicht heißmachen lassen“
■ taz-Straßenumfrage: OstberlinerInnen lassen sich durch die angekündigten Preiserhöhungen nicht nervös machen / Viele verzichten auf Hamsterkäufe
Ost-Berlin. Nun ist es endgültig heraus: Nach Einführung der ach so heißersehnten D-Mark werden in der DDR die meisten Subventionen gestrichen und die Preise freigegeben - was nichts anderes heißt, als daß die meisten Waren des täglichen Bedarfs teurer werden. Wie reagieren die DDR -Bürger auf diese Ankündigung? Werden sie kurz vor Toresschluß noch einmal die Läden stürmen, um all die bisher noch preisgestützten Waren fein säuberlich auf dem Dachboden zu stapeln - sozusagen als Reserve für teurere Zeiten? taz hörte sich vor Ostberliner Kaufhallen um.
Katrin Müller (26 Jahre), Angestellte bei der Volkssolidarität, geht die Sache gelassen an: „Eigentlich mache ich mir darüber keine Gedanken. Was sollte ich auch auf Vorrat kaufen?“ Auch die Krankenschwester Gerda Brauner (49) will sich keine großen Vorratslager anlegen: „Ich werde versuchen, einigermaßen glatt über den zweiten Juli zu kommen. Ich habe nämlich keine Lust, mich gleich am ersten Tag in die endlosen Schlangen vor den Sparkassen einzureihen. Aber horten werde ich deshalb nicht.“
Allzuviel Aufhebens um die kommende Teuerung macht auch die medizinisch-technische-Assistentin Sabine Schütz (31) nicht: „Mit Kinderbekleidung werde ich mich in den nächsten Tagen sicher noch eindecken - die ist ja jetzt besonders preisgünstig. Ansonsten aber kauf‘ ich auch nicht mehr als sonst.“
Gerd Fiebeler (28), Schlosser, winkt ab: „Da machen wir uns überhaupt nicht heiß mit! Schließlich weiß man ja nicht, was nun konkret teurer wird, nicht wahr?“ Die Lackiererin Herzlinde Baumgart (46) hat zur Zeit ganz andere Sorgen: „Ich werde bald arbeitslos sein - unser Betrieb wird nach der Währungsunion nicht mehr rentabel arbeiten können, und unsere Produkte werden nicht mehr gefragt sein. Und was das Einkaufen betrifft: Ich werde zusehen, daß ich das 'überzählige‘ Bargeld noch vor der Umstellung loswerde, zum Beispiel öfter mal was für die Enkel kaufen.“
Für die Buchhändlerin Kerstin Pohlmann (26) ist noch gar nicht geklärt, ob nun alles teurer wird: „Genauso, wie bei einigen Artikeln die Preise steigen werden, werden sie bei anderen auch fallen - das gleicht sich doch alles irgendwie wieder aus.“
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