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Israel kritisiert die Nahostpolitik der USA

■ Propagandakrieg nach Kommandoangriff der aus „Achille Lauro„-Zeiten bekannten PLF

Tel Aviv/Berlin (taz/ap/afp) - Der Kommandoangriff der „Palestine Liberation Front“ (PLF) auf einen Strand in der Nähe von Tel Aviv wurde entgegen ersten Berichten offenbar nicht vollständig vom israelischen Militär vereitelt. Die PLF erklärte, sie habe sechs Schnellboote mit bewaffneten Kommandos eingesetzt. Die israelische Armee hatte zuvor von zwei Booten gesprochen. Ein fünfköpfiges Kommando habe sich kampflos ergeben; von elf Mitgliedern des zweiten habe man vier getötet und den Rest gefangengenommen. Die übrigen PLF -Kommandos gaben nach israelischen Angaben bereits auf See ihre Pläne auf. Die PLF meinte jedoch, sie seien unbehelligt an Land gegangen.

Intifada-Führer in Ost-Jerusalem verurteilten den PLF -Angriff, der die Palästinenser Sympathien kosten würde. In Israel schlug die israelische Militäraktion auf dem Badestrand hohe Wellen. „Ein Loch im Sicherheitsnetz“ sei durch den Angriff aufgezeigt worden, erklärten Experten, besonders da nach Militärangaben die PLF-Operation zuvor bekannt war. Die Armee erwiderte, man habe „aus Gründen der Volksmoral“ die Strände nicht abriegeln lassen. So sahen Tausende Badegäste diesen - so Augenzeugen - „wirklichen Krieg“ mit an.

Israelische Politiker konnten daraufhin erklären, der Angriff beweise den terroristischen Charakter der PLO. Die USA müßten jetzt jegliche Gespräche mit ihr abbrechen. US -Außenamtssprecherin Tutwiler sagte dazu, für eine Entscheidung sei es noch zu früh.

Israel versucht nun eifrig, eine Mitschuld der gesamten PLO und auch Libyens an dem Vorfall zu beweisen. Ein Frachter aus der libyschen Hafenstadt Bengasi habe als Mutterschiff für die Schnellboote gedient, und PLF-Chef Abu al-Abbas habe über die Sache mit Jassir Arafat gesprochen, wurde behauptet. Ministerpräsident Jizchak Schamir erklärte, man werde die angebliche libysche Beteiligung nicht vergessen.

Eine Arafat-Abbas-Absprache ist jedoch unwahrscheinlich. Mitglieder der PLF hatten 1985 die „Achille Lauro“ im Mittelmeer entführt. Damals hatte Arafat die Auslieferung der Entführer an die PLO verlangt, um ihnen vor einem palästinensischen Gericht den Prozeß zu machen.

a.w./D.J.

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