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Wenige Steuerzahler

■ Jeder Dritte braucht nach der Währungsunion keine Steuern zu zahlen, da die Löhne und Gehälter zu niedrig sind

Berlin (dpa) - Nach Übernahme bundesdeutschen Steuerrechts am 1. Juli muß jeder dritte DDR-Arbeitnehmer keine Steuern mehr zahlen. Ein Drittel der Beschäftigten gehe deshalb steuerfrei aus, weil ihre Löhne und Gehälter unter die neuen Steuerfreibeträge fielen, sagte DDR-Finanzstaatssekretär Martin Maaßen am Freitag vor Journalisten in Berlin.

Bei einem Arbeitnehmer ohne Kinderermäßigung bleiben 787 D -Mark steuerfrei. Bei einem Arbeitnehmer mit einem Kind liegt der Freibetrag bei 940 D-Mark und bei einem Arbeitnehmer mit zwei Kindern bei 1.093 D-Mark. In das DDR -Steuerrecht sollen auch die Regelungen über die Pauschalbeträge für Werbungskosten und Sonderaufgaben übernommen werden.

Die Sozialversicherungsbeiträge werden sich nach dem 1. Juli hingegen deutlich erhöhen. Ab 1. Juli soll in der DDR der Lohnsteuertarif der BRD in einer vorerst vereinfachten Form übernommen werden. Der Steuertarif entspreche dabei der Steuerklasse I in der BRD, sagte der Staatssekretär. Den Ministerrat haben in dieser Woche 18 Steuergesetze, darunter auch das Umsatzsteuer-, Mineralölsteuer- und Tabaksteuergesetz passiert. Mit der Übernahme werde die übergroße Mehrheit der DDR-Beschäftigten bessergestellt als bisher, meinte Maaßen.

Nach der Währungsumstellung am 1. Juli werden in der DDR nach Einschätzung des DDR-Finanzministeriums viele Produkte billiger werden. Grund dafür sei die weitgehende Einführung des bundesdeutschen Verbrauchssteuersystems. Bei einigen Produkten wie Käse und Brot ist allerdings mit Verteuerungen zu rechnen.

Mit dem neuen Steuertarif werden laut Staatssekretär jedoch viele Produktionsarbeiter, die bislang sehr günstig besteuert worden seien, schlechter gestellt. In den unteren Einkommensgruppen bis 800 D-Mark monatlich soll deshalb ein Ausgleich durch die Zahlung „differenzierter Zuschläge zwischen zehn und 30 D-Mark“ erfolgen, kündigte Maaßen an.

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