: (K)Ein Anlaß zum Horrorgemälde
■ Breminale: Deutsch-Deutsches Podium zur Lage und Perspektive der Literatur
Das Podium zur deutsch-deutschen Literatur erwies sich als erstaunlich ausgewogen. Einer aus beiden Deutschländern das war jweils ein Autor - sah schwarz, der andere - das war jeweils ein Verleger - sagte: Ärmel aufkrempeln und durch.
Winfried Völlger, Kinderbuchautor aus Halle, sieht sich als „nützlichen Idioten des Vereinigungsprozesses.“ Keiner anderen Berufsgruppe mute der Staatsvertrag das zu, was er den freischaffenden Künstlern zumute, die künftig vom Rundfunk statt einer Mark 50 Pfennig überwiesen kriegten. Und schon jetzt liege in DDR-Buchhandlungen nur BRD -Gedrucktes aus, nichts „mit Anspruch“, sondern was sich vermarkten lasse.
Scheinbar ins gleiche Horn blies aus Wiesbaden der Autor Michael Schneider. In der DDR sah er „Vergötzung der freien Marktwirtschaft“, in der BRD einen Feldzug der Medien, die die Restidentität der DDRler zerstörten und einen Feldzug der Monopole, die die DDR handstreichartig unter sich aufteilten.
Ähnlich wie der Bremer Verleger Horst Temmen sah Konrad Reich aus Rostock, früher Leiter des Hinstorff-, jetzt des Konrad Reich-Verlages, keinen Anlaß zu einem „Horrorgemälde“. Die internationale Konkurrenz werde bei den personell übersetzten und unprofessionell geleiteten DDR -Verlagen die Spreu vom Weizen trennen. Und die Autoren würden aus ihrer bisherigen gut gepolsterten Scheinwelt heraustreten müssen in einen Status, ähnlich dem in der BRD, wo 90 Prozent der Autoren nicht von ihren Büchern lebten.
Uta Stolle
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen