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45 Grad im Schatten

Heute ist Bundesfilmpreisvergabe in Berlin. Zehn Filme sind nominiert: „American Beauty Limited“, ein Dokumentarfilm von Dieter Marcello, „Georg Elser - Einer aus Deutschland“ von Klaus-Maria Brandauer, „Janssen: Ego“, ein Dokumentarfilm von Peter Voss-Andreae, „Letzte Ausfahrt Brooklyn“ von Uli Edel, „Der Rosengarten“ von Fons Rademakers, „Das schreckliche Mädchen“ von Michael Verhoeven, „Das Spinnennetz“ von Bernhard Wicki, „Sturzflug“ von Thorsten Näter, „Verfolgte Wege“ von Uwe Janson und „Zwei Frauen“ von Carl Schenkel. Auch wenn diese nominierten Arbeiten nicht alle ein Filmband in Gold oder Silber oder gar die Goldene Schale bekommen können, ist ihnen allein durch die Nominierung schon eine Prämie von 300.000 Mark sicher. Auffällig ist bei flüchtiger Durchsicht der Nominierungsliste allerdings, daß die meisten dieser Filme schon im vorhinein mit Förder-, Fernseh- und Gremienmitteln großzügig unterstützt worden waren. Bernhard Wickis „Spinnennetz“ kann schon in der Filmfassung nicht verleugnen, daß es an sich als Fernsehserie angelegt ist. „Georg Elser“ hat vom Bundesinnenministerium bereits 300.000 Mark Förderung bekommen, „Letzte Ausfahrt Brooklyn“ eine Million Mark von der Filmförderungsanstalt. Auffällig ist andererseits, daß Außenseiterproduktionen wie Heiko Schliers „Wedding“, Michael Kliers „Überall ist es besser...“ oder Dani Levys „RobbyKallePaul“, die in den Kinos überraschende Erfolge erzielen konnten, erst gar nicht nominiert werden. Das alles erklärt sich, wenn man sich mal das Auswahlgremium anguckt: Fernsehleute, Politiker, Kinobesitzer, Filmfunktionäre aus Kirche, Politik und Wirtschaft und ein einziger Filmkritiker: Hans-Dieter Seidel von der 'FAZ‘. Das deutsche Filmförderwesen gehört renoviert! Spätestens nach der Wiedervereinigung! In der DDR lief das ja alles mindestens genauso bürokratisch. Überreicht werden heute übrigens auch Filmbänder in Gold für verschiedene Einzelleistungen wie Regie und Darstellung. Für langjähriges und erfolgreiches Wirken im Deutschen Film werden mit einem Filmband in Gold gewürdigt: die Schauspielerinnen Carola Höhn und Antje Weissgerber, der Schauspieler und Regisseur Maximilian Schell, der Produzent Artur Brauner und der Filmarchivar Hans-Wilhelm Lavies.

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