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Wirtschaft boomt, Lohnquote sinkt

■ Rekordwachstum der BRD-Wirtschaft / Die Lohnquote erreichte ihren niedrigsten Stand seit 1962

Berlin (dpa/ap/taz) - Die bundesdeutsche Wirtschaft ist fit für die Einheit, befand Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann gestern angesichts der neuen Konjunkturzahlen vom Statistischen Bundesamt. „An der Schwelle zur Wirtschafts und Währungsunion mit der DDR“ befinde sie sich „in einer außerordentlich günstigen Verfassung“. Das Bruttosozialprodukt nahm im ersten Quartal 1990 um 4,4 Prozent zu und sorgte für einen neuen Wachstumsschub. Bereits 1989 war es so stark gestiegen wie seit 10 Jahren nicht mehr. Alle am Wirtschaftsprozeß Beteiligten rief Haussmann auf, „sich den mit dem deutschen Vereinigungsprozeß verbundenen neuen Herausforderungen offensiv zu stellen“.

Weniger hervorragend stellt sich die Situation allerdings für die abhängig Beschäftigten in der BRD dar: die Lohnquote, also der Anteil der Löhne am gesamten Volkseinkommen, sank von 67,4 Prozent im vergangenen Jahr auf 64,3 Prozent und landete damit auf dem niedrigsten Wert seit 1962. Die Unternehmergewinne stiegen dagegen um 11,5 Prozent. Der anhaltende Wirtschaftsboom geht denn auch in erster Linie auf zunehmende Investitionen zurück, die im 1. Quartal 1990 um 11,2 Prozent stiegen. „Die Expansion der Unternehmensinvestitionen bei hoher Ertragskraft“ seien, so Helmut Haussmann, „ein überzeugender Beleg für die Dynamik der deutschen Wirtschaft“. Die Zunahme des Konsums um 4,4 Prozent ist vor allem auf den starken Zuzug von Aus- und Übersiedlern zurückzuführen.

Auch der Arbeitsmarkt reagierte nur in sehr geringem Maße positiv: Die Zahl der Erwerbstätigen nahm zwar um 552.000 Personen zu, gleichzeitig sank aber die Zahl der Arbeitslosen nur um 150.000.

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