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MEAÜMBATMGARETTL, esoterische Wächter

Böttcherstraße: Kunst geistig Behinderter / Galerie Rabus: Mechthild Frisch / Steinbrecher: Matthias Müller

MEAÜMBATMGARETTL oder RELTTABL: Vorsinn, Nachsinn oder Hintersinn? Wörter, die in den Kunstwerken psychisch Behinderter auftauchen wie Vögel, Hasen und Häuser, immer wieder Häuser, zu oft wie Knäste. Die Bildersprache der Behinderten ist uns bekannt, zu bekannt, um verdaulich zu sein, denn sie mobilisiert, was wir längst abgelegt zu haben glauben. Die Böttcherstraße GmbH, ehemals Kaffee HAG zugehörig, seit zwei Jahren Eigentum der Sparkasse, leistet sich aus Imagegründen eine kleine Galerie, die Crusoe-Halle. Dort zeigt man jetzt Bilder, Webteppiche und Keramik von Mitgliedern betreuter Werkstätten (Liebenau am Bodensee, Haus Freudenberg in Kleve). Lore Blättler hat kindliche Bilder ohne Unschuld, voller Biester und Kopffüßler gemalt. Karl-Heinz Wendzich malt bestürzend menschliche Vögel sehr exakt und stellt bunte keramische Arbeiten her: schlappe Hasen, bizarre Krokodile, Vögel, die Arme ausstrecken und sich „menschlich“ gruppieren. Besonders letztere sprechen die BetrachterIn so unmittelbar und nachdrücklich an, wie es auf verbaler Ebene undenkbar wäre. Die Arbeiten sind für wenig Geld zu erstehen, und der Gewinn geht an die Werkstätten. (Böttcherstraße, bis Ende Juli).

Von Pappe sind die Objekte der Mechtild Frisch, z.B. mannshohe Zylinder, grell gefärbt, raumverschwendend und monolithisch. Wie esoterische Wächter auf vergessenem Platz stehen sie in der Galerie Rabus herum und sind schmerzlos verletzt: Vernarbte Wunden an den Flanken, Risse, Schrundeln und immer wieder Lochungen, so dicht aneinander, daß optisch irritierende Effekte entstehen. Man kommt auf seltsame Gedanken wie solche über die Körperlichkeit von Löchern; oder die Frage, ab welchem Grad der Lochung sich das Kunstwerk selbst aufhebt. Es geht um eine coole Art von Magie, kaltes Geheimnis; zu nahe dran könnte man verrückt werden. (Plantage 13, bis zum 18.7.)

Ophelia sinkt sachte herab in schummrige immaterielle Teichestiefen, in Faust brodelt's existeziell, Oberon springt komplementär blau-gelb aus dem Bild und hinter König Duncan schiebt wie ein Gewissen ein Roland ins Format. Der avancierte Porträtist und „Realist“ Matthias Müller hat seinen Realismus-Begriff erweitert um die Schichten, die unter der Welt der visuellen Wahrnehmung liegen ud Shakespeare gefunden. Das zeigen insbesondere seine Porträts „Gegenüber“, die an die Produkte der Computertomographie erinnern. Matthias Müller findet (halluziniert?) unter den Masken des Alltags immer neue Strukturen, die der umfassende Realismus mitdenken (und - darstellen) muß. Im Bildaufbau bleibt er ganz klassisch, lehnt sich etwa an die Kompositionskunst eines Tizian an, setzt Licht sparsam, aber ungeheuer strahlend ein. Aus der Nähe ließen die pastos beladenen Großformate an Wildes denken; tritt man zurück (im Falle des Selbstporträts möglichst 20 Meter) erkennt man, wie delikat und durchdacht hier komponiert wird. (Galerie Steinbrecher, Am Dobben 44, bis 23.Juni) Bu