: Der Umweltminister und sein ministerielles „grünes Parlament“
Wenn die ökologische Katastrophe in der CSFR nicht erst seit gestern international bekannt ist, so ist das das Verdienst von Wissenschaftlern wie Frau Dr. Rambouskowa, einer Landschaftsökologin, die in den 80er Jahren an den aufsehenerregenden Öko-Berichten der Akademie der Wissenschaften mitgewirkt hat. Heute beschäftigt sich Frau Rambouskowa mit allem außer ihrem Fachgebiet - sie ißt das harte Brot einer Referentin des Ministers für Umweltfragen.
Das Ministerium ist neu, der Apparat alt, zusammengestückelt und auf 23 Einzelbehörden in der tschechoslowakischen Hauptstadt verteilt. Wie kann man eine solche monströse Behörde an die gesellschaftliche „grüne“ Bewegung ankoppeln? Das Ministerium bemüht jede Menge Gutachter, aber seit zwei Wochen wird mit etwas wirklich Neuem experimentiert - einem den Ministern zugeordneten „grünen Parlament“. Alle ökologischen Bünde und Initiativen können sich beteiligen, die Kompetenzen sind allerdings noch nicht umrissen. Eigentlich müßte das Ministerium eine Art Opposition in der Regierung sein. Aber Frau Rambouskowa betont den Zusammenhang zwischen effizienter Modernisierung und Energieeinsparung: Braunkohlewerke können erst geschlossen werden, wenn die alten, energiefressenden Industrieanlagen erneuert sind - aber woher das Geld nehmen. Ein halbes Jahr nach der Gründung des Ministeriums dominiert bereits der ökonomische Sachzwang. Ökologische Argumente werden eingebracht, bestimmen aber nicht die Richtung der Wirtschaftspolitik. Frau Rambouskowa will im Juli die Segel streichen.
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