KOPFLOSES BLUT

■ Film & Frau-Initiative des Verbands der Filmarbeiterinnen im Arsenal

Auf gehts aber wohin ist ein bißchen ein Internatsfilm und ein bißchen ein Märchen. Die Frauen, die darin leben, sehnen sich nach etwas außerhalb der Grenzen, und sie müssen für das, was sie suchen, nicht weiter als dahin, wo sie sind. Es ist, als wären die Mädchen geschützt vor der Wirklichkeit, als lebten sie gar nicht da, wo die Polizei ist und der Lärm der Autobahn. Das Blut fließt nicht aus ihrem Kopf, und selbst der Fernseher steht nicht in ihrem Zimmer. Die Dinge sind aus einer anderen Welt, oder die Mädchen sind außerirdisch“, schreibt Ute Aurand über Angelika Beckers zwanzigminütigen Film, der heute abend, 20 Uhr, gleich zweimal im Arsenal gezeigt wird: einmal als Kunstereignis und einmal - nach Diskussion und Erklärungen von seiten der Filmemacherin - als Arbeit innerhalb eines Zusammenhangs anderer Arbeiten und Produktionsweisen von Frauen. Vielleicht erklärt sich dann auch die innere Verwandtschaft zu Barbara Lodens Wanda von 1970, der im Anschluß gezeigt wird: ein stiller, beiläufiger, traurig -heiterer Film über Wanda, die von Mann und Kindern weggeht, um zwischen Autobahnraststätte und Bankräuberliebe nirgendwo anzukommen. In Wanda, sagte einmal Marguerite Duras in einem Gespräch mit Lodens Mann, Elia Kazan, geschehe ein Wunder. Das Wunder bestehe darin, daß Barbara Loden, die die Rolle der Wanda selbst übernimmt, im Film noch wahrer als im Leben erscheine.

Das Doppelprogramm ist das erste einer Initiative des Verbands der Filmarbeiterinnen, die künftig an jedem 2. Mittwoch im Monat ausgewählte Filmprojekte von Frauen vorstellen will. Mitte Juli schließt sich ein Programm mit Filmen von Recha Jungmann an, das im Beisein der Regisseurin auch die Entwicklungsgeschichte und das Berufsbild einer Filmerin erforschen will: von ihren Anfängen 1968 mit Renate über ihre Arbeit beim ZDF, ihr Leben in Kanada bis zu ihren jüngeren Werken Etwas tut weh und Zwischen Mond und Sonne, die auf verschiedenen Festivals gelaufen sind. Im Ferienmonat August kommen die Komödienstars Barbara Streisand und Dolly Haas ins Bild: Streisand mit ihrem selbstproduzierten, zwar kinoweit vertriebenen, aber zwiespältig aufgenommenen Yentl und Dolly Haas mit dem Hosenrollenfilm Der Page vom Dalmasse -Hotel (1933).

DoRoh

„Auf gehts aber wohin“ von Angelika Becker und „Wanda“ von Barbara Loden heute um 20 Uhr im Arsenal.