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Die DDR ist tot - es lebe die taz

■ Die endgültige Veröffentlichung der Stasi-Adressen

Am 26.Februar 1990 erschien die erste Nummer der „DDR„-taz. Eine Zeitung, die auf Initiative der seit 11 Jahren in West -Berlin herausgegebenen links-alternativen tageszeitung und einer kleineren, mit ihr sympathisierenden Gruppe von DDRlern gegründet wurde. In ihrer ersten Ausgabe definierte sich diese Zeitung als „DDR„-Zeitung, die sich zum journalistisch-politischen Anspruch ihrer West-Schwester und zu deren Betriebsmodell bekannte. Zugleich gingen wir, die Mitarbeiter der „DDR„-taz, davon aus, daß wir für dieses Produkt auch die redaktionelle Verantwortung tragen. Es ging uns nicht um eine neue Zeitung - es ging auch uns um die taz, wohl aber um eine mit einem spezifischen „DDR„-Profil. Eine taz, die in gleichberechtigter Kooperation von West und Ost-Redakteuren für „DDR„-Bürger gemacht wird. Für ein solches Projekt schien uns die taz der einzig mögliche Partner, nicht Springer, nicht die FAZ, sondern eine Zeitung, die in ihrem politischen Selbstverständnis ein anderes Verhältnis zur „DDR“ hat als Dr.Helmut Kohl. Die Diskussion um die Veröffentlichung der „Stasi-Listen“ hat unser Verhältnis relativiert. Die Mehrheit der taz -Gesamtbelegschaft votierte am Montag abend - gegen die Stimmen der DDR-Mitarbeiter - für die Veröffentlichung in der regulären „DDR„-Ausgabe. Damit wurde der Anspruch der „DDR„-tazler auf redaktionelle Autonomie zurückgewiesen und die „DDR„-taz als integraler Bestandteil der Gesamt-taz definiert. Sie ist somit keine „DDR„-Zeitung, sondern eine von insgesamt fünf Ausgaben der taz, die unter Einbeziehung von „DDR„-Redakteuren erstellt wird. Für die am „DDR„ -Projekt Beteiligten stellt sich nun die Aufgabe, für eine verstärkte Präsenz in den einzelnen Redaktionen zu kämpfen, um in die elf Jahre alte West-taz den Faktor „DDR“ zu integrieren. Nur so hat diese Zeitung im neuen „Deutschland“ eine Chance. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Die „DDR„-tazler

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