piwik no script img

Neue Großoffensive im Norden Äthiopiens

■ Erstmals Militärkooperation zwischen Befreiungsbewegungen

Berlin (taz) - Die eritreische Volksbefreiungsfront EPLF und die tigrische TPLF haben in Nordäthiopien eine gemeinsame Großoffensive gegen die äthiopische Armee gestartet. Sie geben an, in den letzten drei Wochen 22.000 Regierungssoldaten getötet und 10.000 gefangengenommen zu haben. Besonders heftige Kämpfe sollen um Eritreas Hauptstadt Asmara und die Stadt Dessie in der Provinz Wollo toben. Berichten westlicher Diplomaten zufolge erinnert der Stellungskrieg um Dessie an den Ersten Weltkrieg. 10.000 zusätzliche Regierungstruppen sollen kürzlich in die Stadt geflogen worden sein. Wegen der heftigen Kämpfe ist die Regierung außerstande, ihren in Asmara eingeschlossenen Truppen Nachschub zu schicken. Der eritreische Belagerungsring um die Stadt hat durch zwei Divisionen der tigrische Verstärkung erfahren. Die äthiopische Armee soll inzwischen sogar Kinder unter 15 Jahren zwangsrekrutieren.

Die Kämpfe kommen zu einem Zeitpunkt, zu dem erstmals eine großangelegte internationale Hungerhilfsaktion für die nordäthiopische Bevölkerung in Gang gesetzt werden sollte. Die USA planen, in Kooperation mit der UdSSR und der äthiopischen Regierung, Nahrungsmittel über Massawa und Asmara an die hungernde Bevölkerung Nordäthiopiens zu liefern. Bislang hatte die EPLF, die Massawa kontrolliert, eine Teilnahme an dem Vorhaben abgelehnt. Nach einem Treffen mit US-Senator Humphrey sagte EPLF-Führer Afewerki jedoch zu, den Hafen Massawa für Nahrungsmittellieferungen zu öffnen. Die Hilfsaktion kann wahrscheinlich erst nach Abschluß der gegenwärtigen Offensive beginnen.

D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen