Hüten Sie sich vor Maulwurfshügeln!!
■ Das WM-Horoskop zum Achtelfinale, vom Fußballastrologen Matti Lieske aus Espressosatz gelesen
Sowjetunion: Sie sollten die Kinderkrankheiten des Leninismus langsam überwinden und endlich lernen, weniger auf Autoritäten zu schielen. Verlassen sie sich endlich mal auf sich selbst, anstatt auf grummelgesichtige Eminenzen, oder auf schwarzgekleidete Blindfische, die als Kinder nicht einmal richtig das Pfeifen gelernt haben. Wenn sie diesen Rat befolgen, wird sich bestimmt auch ihnen eines Tages eine helfende Hand entgegenstrecken. Hüten Sie sich vor Gorbatschow!
Österreich: Schämen Sie sich was! Erst die armen Ostdeutschen daran hindern, noch ein letztes Mal groß rauszukommen, und dann nur wegen des Heurigen und der Nockerln nach Italien fahren, anstatt, wie sich das gehört, mit den Westdeutschen zu murkeln und zu mauscheln oder ihnen gar eins überzubraten. Passen sie in den nächsten Tagen auf ihre Nase auf, wer sie zu hoch trägt, kriegt leicht eins drauf. Hüten Sie sich vor Krankl!
Vereinte Arabische Emirate: Beruflich läuft bei ihnen zur Zeit alles bestens, nur mit dem Hobby hapert es ein wenig, vor allem in der Abwehr. Vielleicht sollten sie es demnächst doch lieber wieder mit Bobfahren probieren. Meiden Sie den Scheich!
Südkorea: Nur weiter so, sie sind auf dem richtigen Weg. Beharrlichkeit führt zum Ziel, und wenn sie noch ein paar Jahrzehnte probieren und sich immer brav qualifizieren, gelingt ihnen sicher irgendwann auch einmal so etwas wie ihren heißgeliebten nördlichen Volksgenossen, die vor 24 Jahren Italien aus der WM beförderten. Lesen Sie Kim Il -Sung!
Italien: Wo bleiben die Skandale, verdammt? Das ganze Land wartet, die Reporter wissen nichts mehr zu schreiben. Was sind schon Siege und Tore, wenn es nicht mal einen einzigen handfesten Krach gibt? Los, Carnevale, stänkern! Mancini, wo ist Dein Stachel! Auf, Baggio, teurer Buddhist, meditiere und hau auf den Putz. Mars steht hervorragend, worauf wartet Ihr noch? Solch eine Gelegenheit kommt nie wieder. Hören Sie auf den Dalai Lama!
BR Deutschland: In Kürze steht ihnen eine aufregende Begegnung bevor, ob es wirklich Liebe ist, muß sich erst rausstellen. Gehen Sie entschlossen an die Sache heran, vor allem, wenn der Schiedsrichter nicht guckt, und um Gottes Willen: Sagen Sie nichts, sonst fährt der Zug doch noch ohne Sie ab. Kein Wort von „Mannschaft“, „alle gemeinsam“, „Kampf zum Spiel“, „nicht unterschätzen“, bitte, bitte, halten Sie die Klappe. Vergessen Sie nicht, eine Bahnsteigkarte zu kaufen!
Argentinien: Sie sind einer schwierigen Situation mit knapper Not entronnen, nun kann es nur noch abwärts gehen. Ihre Sterne stehen ausgezeichnet, achten Sie darauf, immer hoch genug zu springen, sonst könnten Sie mehr davon sehen, als ihnen lieb ist. Verlassen Sie sich nicht ausschließlich auf Gebete, denn - wir verraten es Ihnen ungern - Gott ist tot, mit Haut und Hand. Hüten Sie sich vor Bilardo!
Tschechoslowakei: So wird das nichts! Sie müssen positiver und radikaler an die Sache herangehen. Denken Sie immer daran, daß ihr bester Stürmer in St.Pauli spielt. Auch die Hafenstraße braucht Urlaub, und ein paar Tage Bari machen selbst Autonomen Spaß. Lassen Sie sich nicht lumpen. Wozu haben Sie einen Intellektuellen zum Präsidenten gewählt, wenn Sie nicht einmal bereit sind, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen? Na, macht's klick? Na also. Fürchten Sie sich nicht vor Totenköpfen!
Kamerun: Glauben Sie nicht, daß sie das Gröbste schon hinter sich haben. Der Erfolg ist wie eine Erdnuß. Erst, wenn die Schale geknackt ist, stellt sich heraus, ob überhaupt was drin ist. Hören Sie nicht auf Russen, sie haben ja selbst gesehen, wie gemein die sind. Hüten Sie sich vor Löwenzahn!
USA: Was tun Sie eigentlich hier? Sie sind doch erst in vier Jahren dran. Also, home on the Range und kräftig geübt. Übrigens: Der Ball ist rund. Nehmen Sie sich vor Beckenbauer in acht!
Kolumbien: Wer kurz spielt, wird lang gelegt, sprach schon der weise Sokrates (Sie erinnern sich, der Kinderarzt). Aber Sie wollen ja nicht hören. Vielleicht sollten Sie unter diesen Umständen mal kurz in Medellin anrufen, ob die nicht einfach mal einen Schiedsrichter, oder auch zwei... Na, Sie wissen schon. Nicht? Naja, war ja nur ein Vorschlag. Passen Sie auf Littbarski auf!
Rumänien: Viel Glück! Hüten Sie sich vor der Heimreise!
Brasilien: Ein guter Bekannter will Ihnen Böses. Nennen Sie ihn einfach „Dickerchen“, dann dreht er durch. Üben Sie Freistöße oder lassen Sie Rivelino einfliegen. Gehen Sie Pele aus dem Weg!
Schweden: Sie haben in schwierigen Situationen einen klaren Kopf vermissen lassen. So etwas rächt sich. Dabei haben die Italiener extra wegen Ihnen ein Alkoholverbot verkündet, Sie Schlingel. Nehmen Sie ein paar Aspirin, und schlafen Sie sich erstmal ordentlich aus. Hüten Sie sich vor Kronkorken!
Costa Rica: Müssen Sie eigentlich so nachtragend sein? Nur weil Kolumbus Sie vor fünfhundert Jahren entdeckt hat, brauchen Sie doch nicht andauernd die Europäer fertigzumachen. Das ist ja schon beinahe Konterkolonialismus. Fürchten Sie sich vor Totenköpfen!
Schottland: Auf Dauer reicht es nicht, wenn Rod Stewart die Nationalhymne mitsingt. Vielleicht sollten Sie ihn einfach mal einwechseln. Dümmer als die anderen kann er sich auch nicht anstellen. Verirren Sie sich nicht im Birnam-Forest!
Jugoslawien: Wer hat Ihnen eigentlich den Bären aufgebunden, daß sie eine der technisch stärksten Mannschaften der Welt sind? Osim, Katanec, Radenkovic, Tschik, Beckenbauer? Sehen Sie. Besuchen Sie doch mal ein Fußballspiel!
Spanien: Sie sind eine der technisch stärksten Mannschaften der Welt. Glauben Sie nicht? Spielen Sie doch mal gegen Jugoslawien!
Uruguay: Sie haben gerade eine sehr wertvolle Erfahrung gemacht. Wissen Sie jetzt, wie es geht? Ganz lange warten, bis keiner mehr guckt, einfach ins Abseits rennen und rein mit dem Ding. Hüten Sie sich vor Buddhisten!
England: Kleiner Tip: Das Tor ist nicht, wir wiederholen: nicht, ganz hoch droben in der Luft. Zahlen Sie pünktlich Ihre Steuern!
Belgien: Sie haben eine schwierige Aufgabe übernommen, aber Sie haben das Zeug dazu, sie zu lösen. Lassen Sie sich nicht wieder durch irgendwelche Monarchen verwirren. Bringen Sie einfach selber einen mit, sie haben doch genug von der Sippschaft. Aber passen Sie auf, daß Sie seine Nerven nicht zu sehr strapazieren. Schauen Sie nach oben!
Irland: Der Schwert-König liegt unterhalb des Magiers, während der Stab-Ritter zum Narren hinabsteigt. Der Teufel ist in Tipareth, der Tod liegt in der Krone, und die Liebenden betten sich umgekehrt. Hüten Sie sich vor Maulwurfshügeln!
Niederlande: Tja, Gullit, van Basten, Rijkaard, jetzt können wir es Ihnen ja ruhig sagen: Sie haben den falschen Trainer. Mit Lijbregts wären Sie Weltmeister geworden. Mit Cruyff immerhin noch Vize. Mit Beenhakker? Keine Ahnung. Ihr Problem. Kriegen Sie kein Moffensausen!
Ägypten: Hüten Sie sich vor dem Fluch des Pharao!
