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Anschlag auf Haitis Staatsrat

■ Gewerkschafter ermordet / Attentäter in Uniform / Unternehmerverbände rufen zu Arbeitsniederlegung auf

Port-au-Prince (afp) - Einen Toten und zwei Verletzte forderte am Donnerstag ein Attentat in Port-au-Prince, das offenkundig gegen den Staatsrat von Haiti gerichtet war. Den Berichten zufolge gaben vier Unbekannte aus Sturmgewehren Schüsse auf drei Politiker ab, die zu einer politischen Tagung gingen. Der Gewerkschafter Jean Marie Montes war auf der Stelle tot. Emmanuel Many von der Progressistisch -Nationalrevolutionären Partei und das Staatsratsmitglied Serge Villard wurden verwundet.

Elf Unternehmerverbände riefen die Bevölkerung am Abend auf, als Zeichen der „Trauer und des Protestes“ am Samstag die Arbeit niederzulegen. Serge Villard vertritt die Unternehmerschaft im Staatsrat. Diesem wird vorgeworfen, die Regierung der Staatspräsidentin Ertha Pascal-Trouillot zu bevormunden. Die Attentäter, von denen zwei Militäruniformen trugen, flohen in einem Auto.

Sie hatten, wie Zeugen berichteten, zunächst erfolglos den Arzt und Staatsratsvorsitzenden Louis Roy gesucht, der sich im Innern des Gebäudes befand. Kurz nach dem Anschlag wurden auf der Straße - offensichtlich von denselben Tätern - drei Personen erschossen.

Der Staatsrat steht zur Zeit im Mittelpunkt heftiger Kritik von seiten neo-duvalieristischer Kreise. Diese Anhänger der ehemaligen Diktatoren Francois und Jean-Claude Duvalier verlangen den Rücktritt des Staatsrats. Außerdem herrscht ein Konflikt zwischen dem Staatsrat und der Staatspräsidentin. Der Staatsrat wirft Frau Pascal-Trouillot vor, in Verletzung eines vorherigen Abkommens ohne seine Zustimmung die Finanzministerin Violene Legagneur ernannt zu haben und fordert ihre Abberufung.

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