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Mordkomplott gegen Mandela

■ Ex-Agent der südafrikanischen Sicherheitspolizei deckt geplanten Mordanschlag auf Mandela und weitere Terrorakte auf / Ehemaliger SS-Mann wollte angeblich Schwarzenghetto Soweto vergiften

Johannesburg (afp/dpa/ap) - In Südafrika sind Attentatspläne einer rechtsextremen Organisation gegen den schwarzen Oppositionspolitiker Nelson Mandela aufgedeckt worden. Die linksgerichtete Wochenzeitung 'Vrye Weekblad‘ hatte am Freitag unter Berufung auf den ehemaligen Agenten der südafrikanischen Sicherheitspolizei, Jan Johannes Smith, über das Mordkomplott berichtet.

Mandela sollte bei der Rückkehr von seiner mehrwöchigen Europa- und Amerikareise auf dem Jam-Smuts-Flughafen in Johannesburg erschossen werden, berichtete Smith. Der gedungene Killer, ein gewisser „Chris“ habe den Mordauftrag bereits erhalten und sei mit einer hochmodernen Waffe inklusive Zielfernrohr ausgestattet. Der Mord sollte von einem Hubschrauber aus durchgeführt werden.

Das 'Vrye Weekblad‘ hat die eidesstattlichen Aussagen des Agenten Smith der Regierung und der Sicherheitspolizei ausgehändigt. Die Angaben von Smith werden mit geheimen Tonbandaufnahmen von Gesprächen rechtsextremer Aktivisten und Politiker und durch Fotos belegt. Die Polizei bestätigte, daß in Zusammenhang mit den Attentatsplänen elf Personen verhört und anschließend wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Unter den Verhörten ist der stellvertretende Bürgermeister von Boksburg (südöstlich von Johannesburg) und Berater der konservativen Partei, T. J. Ferreira. Er war in dem Zeitungsbericht als einer der Hauptverschwörer genannt worden. Ferreira hatte dem Agenten von den Plänen zur Ermordung Mandelas erzählt und außerdem den Wunsch geäußert, Staatspräsident Frederik de Klerk sowie fünf seiner Minister - darunter Pik Botha - ermorden zu lassen. Mit auf der Todesliste stünden weiterhin Kommunistenführer, zwei Nachrichtensprecher des staatlichen Fernsehens und Abgeordnete der regierenden Nationalen Partei von Boksburg.

Unter den Dokumenten des Ex-Agenten Smith befinden sich auch zahlreiche Fotos aus der rechtsextremen Burenszene. Eines dieser Fotos zeigt den ehemaligen SS-Mann Heinrich Wilhelm Beissner, der Chef einer Kampftruppe der faschistischen „Afrikaner Widerstandsbewegung“ (AWB) ist. „Er haßt Juden und Schwarze“, gab Smith zu Protokoll. Beissner habe weiterhin geplant, das Trinkwasser der Schwarzensiedlung Soweto bei Johannesburg zu vergiften, damit deren zwei Millionen Bewohner „verrecken“. Auch Anschläge auf Kraftwerke und Brandstiftungen gehören zu den Kampfmitteln der faschistischen Buren.

Das militante Auftreten der rechtsextremen Weißen gegen die Politik de Klerks sorgt fast täglich für Schlagzeilen. Einer ihrer führenden Repräsentanten, Piet Rudolph, hält sich nach einem Waffendiebstahl im Luftwaffenstützpunkt Pretoria versteckt. Per Video kündigte er in dieser Woche den Sturz der Regierung an.

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