Landesparteien wählten

■ Erstmals Frau an Spitze der hessischen SPD-Kandidaten / Alt-Innenminister Stock CDU-Chef in Niedersachsen / Hamburg: Thea Bock mit sicherem SPD-Listenplatz

Berlin/Hannover (taz)- Auf diversen Landesparteitagen im Bundesgebiet sind am Wochenende die Kandidatenlisten für die Bundestags- beziehungsweise Deutschlandwahlen aufgestellt worden. Die Niedersachsen-CDU wählte eine neue Parteispitze. Erstmals führt in Hessen mit Heidemarie Wieczorek-Zeul eine Frau die dortige Landesliste an. Für sie stimmten rund 82 Prozent der Delegierten. Ministerpräsidentenkandidat wurde ein Mann: 297 von 307 Delegierte votierten für den SPD-Chef Hans Eichel.

Die niedersächsische CDU hat auf ihrem Parteitag in Hannover den 51jährigen Textilkaufmann Josef Stock aus Melle zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der ehemalige Innenminister erreichte überraschend schon im ersten Wahlgang mit 353 von insgesamt 522 Stimmen die nötige absolute Mehrheit und wurde damit Nachfolger von Wilfried Hasselmann, der die Partei 22 Jahre lang führte. Als Gegenkandidaten von Stock waren der CDU-Europaabgeordnete Werner Münch (118 Stimmen) und der Chef der CDU-Landesgruppe im Bundestag, Klaus Jürgen Hedrich (51 Stimmen), aufgetreten. Hasselmann hatte bis zuletzt nach einem geigneten Nachfolger gesucht und bis zuletzt allen drei Kandidaten Hoffnungen gemacht. Stellvertretende Parteichefs bleiben Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Kanzleramtsminister Rudolf Seiters.

Der neue CDU-Landesvorsitzende Stock gehört seit 1974 dem niedersächsischen Landtag an. Ab 1986 war er Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, bis er 1988 auf Drängen Ernst Albrechts Nachfolger von Innenminister Hasselmann wurde, der damals von diesem Amt wegen falscher Angaben vor dem Spielbank-Untersuchungsausschuß zurücktreten mußte. Als Innenminister überließ Stock das Aussitzen der niedersächsischen Polizei und Verfassungsschutzaffären seinem FDP-Staatssekretär und fiel vor allem durch seine Unsicherheit in juristischen Fragen auf.

Bei den niedersächsischen Grünen werden Gisela Altmann und Manuel Kiper die Liste der Bundestagskandidaten anführen. Das beschloß der Landesverband am Wochenende in Göttingen.

Der Hamburger SPD-Parteitag schrammte knapp an einem Eklat vorbei. Bei der Aufstellung der Kandidatenliste für die kommende Bürgerschaftswahl im nächsten Frühjahr ließen die Delegierten den glücklosen Bausenator Eugen Wagner im ersten Durchgang auflaufen und gaben ihm kein Mandat. Nach massivem Drängen vor allem der Parteichefin Traute Müller wurde das Ergebnis in einem neuen Wahlgang korrigiert. Für die Elb -Sozis wird Exbürgermeister Hans-Ulrich Klose als Nummer eins in den Bundestagswahlkampf ziehen. Ex-GALerin Thea Bock wurde für ihren Parteiwechsel mit dem sicheren vierten Listenplatz belohnt.

ak/üo