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Langes Leben für die KPdSU

■ Gorbatschow will KP-Chef bleiben und erneuert seinen Führungsanspruch / Aufstand des Apparates auf der Parteikonferenz der russischen Kommunisten

Berlin (dpa/taz) - Gorbatschow will an der Spitze der sowjetischen KP bleiben. Bei der am Wochenende beendeten Parteikonferenz der russischen Kommunisten sprach er sich erneut gegen die Trennung der Ämter des Staatspräsidenten und des KP-Chefs aus. In der jetzigen schwierigsten Etappe der Perestroika müsse die jetzige Form der Führung erhalten bleiben, sagte er. Auf die Zukunft der sowjetischen KP angesprochen, sagte Gorbatschow in seinem Schlußwort, er sei fest davon überzeugt, daß die Kommunistische Partei noch ein „langes Leben“ haben werde. „Aber es muß eine neue Partei entstehen.“

Die Parteikonferenz hat aber auch deutlich gemacht, wie stark die Parteikonservativen in der Sowjetunion immer noch sind. Ihre Kritik gegenüber dem Reformkurs der Führung war scharf und umfassend. So kann der Parteikongreß auch als Aufstand des Apparates gegen die Reformer interpretiert werden. Trotz scharfer Angriffe auf Gorbatschow ist es dem neugewählten Chef der Russischen KP, Iwan Poloskow, allerdings gelungen, die Gräben nicht unüberbrückbar aufzureißen. Auch der mit 1.396 gegen 1.251 Stimmen gewählte Parteikonservative trat in seiner Schlußrede für das Verbleiben Gorbatschows im Amt des Sekretärs der KPdSU ein und widersprach so Forderungen aus den eigenen Reihen. Vor allem der ehemalige Chefideologe Jegor Ligatschow hatte den Rücktritt Gorbatschows gefordert.

Die Krise der KPdSU bleibt aber aktuell. Viele Beobachter erwarten eine Spaltung der Partei während des kommenden 28.Parteitages. Korrespondentenbericht auf S.8

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