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Mandela Superstar im US-Kongreß

■ Eine Ehre nach der anderen: Mandela redete gestern im Kongreß / Vorher Gespräche mit Bush / Sanktionen bleiben vorerst bestehen / Mandela verteidigt bewaffneten Kampf / Briefings für Bush

Washington (ap/taz) - Als dritte Privatperson nach dem polnischen Arbeiterführer Lech Walesa 1989 und dem Marquis de Lafayette 1824 durfte der südafrikanische Oppositionspolitiker Nelson Mandela gestern eine Ansprache vor dem US-amerikanischen Kongreß halten. Der Auftritt ist Höhepunkt seiner zwölftägigen triumphalen Reise durch die USA, die ihm neben begeisterten Empfängen auch Millionen Dollar Spenden für den Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) einbrachte.

Das Recht auf Gleichheit und Freiheit müsse „im Notfall mit den Waffen des Krieges verteidigt werden“. „Unser Volk stirbt noch heute“ im Kampf gegen ein System, das den Menschen ihre Menschenrechte und damit ihre Menschlichkeit vorenthalte, sagte Mandela am Dienstag in einer von zahlreichen Beifallsstürmen unterbrochenen Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses in Washington. In seiner knapp 40minütigen Rede beklagte der 71jährige, Südafrika sei nach wie vor im Griff des „Apartheid-Verbrechens gegen die Menschlichkeit“, das Land sei noch nicht auf dem „unaufhaltsamen Weg, der zu einem geeinten, demokratischen nichtrassistischen Staat führt“. Er appellierte an die Vereinigten Staaten, mit der Aufrechterhaltung ihrer Wirtschaftssanktionen gegen Pretoria den Kampf der Schwarzen um gleiche Rechte zu unterstützen. Für die Zeit nach der Abschaffung der Rassentrennung versprach Mandela ein Mehrparteiensystem, eine demokratische Regierung nach westlichem Muster und ein Wirtschaftsklima, das ausländische Investitionen sicher mache.

Bereits am Montag hatte Mandela den Appell von US-Präsident George Bush zurückgewiesen, der ANC möge auf die Anwendung von Gewalt verzichten. Er betonte, eine völlige Beendigung der Feindseligkeiten sei erst möglich, wenn die südafrikanische Regierung alle Hindernisse auf dem Weg zu Verhandlungen ausgeräumt habe.

Trotz der herzlichen Atmosphäre, in der sich Bush und Mandela getroffen hatten, gab es nach Worten eines amerikanischen Regierungsbeamten bei den Gesprächen weitere Differenzen. Man habe „sich geeinigt, uneinig zu sein“ unter anderem in der Frage, wie lange die USA ihre Sanktionen gegen Pretoria fortsetzen sollten. Ähnlich wie die EG-Minister will Washington offenbar nicht zu sehr nach vorne preschen. Dabei spielen auch innenpolitische Erwägungen eine Rolle. Bei den in diesem Jahr stattfindenden Wahlen auf Bundesebene sind die Stimmen der schwarzen US -Amerikaner von großer Bedeutung. Wie zu hören war, lehnte Bush auch die Bitte Mandelas ab, den ANC direkt mit zehn Millionen Dollar aus US-Mitteln für die Förderung der Demokratie im südlichen Afrika zu unterstützen.

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