Deutsche Bank will noch dieses Jahr den ganzen Kreditbank-Kuchen

■ Joint-venture mit 49 Prozent Beteiligung und 140 Filialen / Volle Übernahme geplant

Berlin (taz) - Der umstrittene Coup der Deutschen Bank, rund zwei Drittel der Filialen der Deutschen Kreditbank zu übernehmen, ist gelungen. Am Sonntag nimmt die neue „Deutsche Bank-Kreditbank AG“ in Ost-Berlin ihre Geschäfte auf. Mit zunächst 140 Geschäftsstellen in der DDR, davon 122 aus dem Filialnetz der Kreditbank, will das Joint-venture in allen größeren Orten der DDR präsent sein. Entlassungen soll es nicht geben. In einem anderen Joint-venture übernimmt die Dresdner Bank die übrigen 72 Zweigstellen der Kreditbank.

Die 8.500 Ost-Angestellten der Deutschen Bank-Kreditbank sollen von etwa 800 marktwirtschaftserfahrenen WestbankerInnen, die so „freiwillig“ wie karrierebewußt auf Zeit in die DDR übergesiedelt sind, angeleitet werden.

Das neue Geldinstitut ist mit 600 Millionen (DDR-)Mark Eigenkapital ausgestattet. Die Deutsche Bank hat also für ihr Engagement knapp 150 Millionen DM bezahlen müssen, zu denen bisher weitere 250 Millionen DM vor allem in EDV -Anlagen investiert wurden.

Lange wird es das neue Joint-venture allerdings nicht geben. „So bald es rechtlich möglich ist, wird die Deutsche Bank 100 Prozent der neuen Gesellschaft übernehmen und sie mit der Deutschen Bank fusionieren. Die DDR-Filialen werden dann in unser bestehendes Filialnetz eingegliedert“, gab Georg Krupp, im Vorstand des Frankfurter Geldhauses zuständig für das DDR-Geschäft, gleich bekannt. Mit dieser vollständigen Übernahme ist laut Krupp noch vor dem Jahresende zu rechnen. Alleinverantwortlich für das Privatkundengeschäft in „Groß-Berlin“ ist die Deutsche Bank schon jetzt. Die sechs neuen Filialen im Ostteil der Stadt werden von Beginn an aus dem Westen und auch mit Westangestellten geführt.

In die neue Bank werden keinerlei DDR-Altkredite der Deutsche Kreditbank eingebracht. Die Deutsche Bank konnte sich damit durchsetzen und wird bei einer späteren Abwicklung dieser Altschulden nur ihr Know-how einbringen gegen Bezahlung, versteht sich.

Jan Lerch