: STEINSCHREIBER
■ Mauerfäller-Journalisten sollten ein Denkmal kriegen
Aus Anlaß des bilateral vereinbarten endgültigen Falls der Mauer stellte Jacques Dijon, Vizepräsident des Internationalen Journalisten-Verbandes (Sitz: Brüssel) im Berliner Presse-Club das neueste Projekt seiner Organisation vor: eine Gedenktafel für die Journalisten und technischen Mitarbeiter, die zum Fall der Mauer beigetragen haben.
Auf die Frage, welche Protagonisten auf dieser Gedenktafel namentlich erwähnt werden sollen, antwortete er mit einem „tous“, was die Simultandolmetscherin korrekt mit „alle“ übersetzte. Wie sich im Verlauf der angeregten Diskussion herausstellte, plädiert Dijon für keinerlei zeitliche Restriktion: Egal, ob sich ein Journalist 1961 oder erst 1988 öffentlich gegen die Mauer geäußert hat - sein Name gehört in Stein gehauen.
Auf die Frage, ob ihm ein ähnliches Momument vorschwebe wie jenes berühmte, das in Washington D.C. für die im Krieg gegen Vietnam gefallenen US-Bürger errichtet wurde, erklärte Dijon, daß die Dokumentationsabteilung seiner Organisation aufgrund staatlicher Subventionen unterbesetzt sei.
Objektiv dürfte die Zahl der in den Mauerfall involvierten Journalisten die der US-amerikanischen Kriegsopfer erheblich übersteigen. Auf diesen Sachverhalt aufmerksam gemacht, antwortete der Vizepräsident des Internationalen Presse -Verbandes, daß nach seinen überschlägigen Rechnungen die Gedenktafel, bei einer 24-Punkt-Schrift, das Maß von 174 Kilometer mal etwa 2 Meter 70 erreichen dürfte. Tendenz: länger.
Nach dem gewünschten Standort dieser Gedenktafel gefragt, antwortete Dijon: „Berlin, möglichst zentral.“ Als man ihn auf die derzeit aktuellen städteplanerischen Metropole/Hauptstadt-Diskussionen hinwies, stellte er eine horizontale Montage der Gedenktafel in Aussicht.
Sichtlich erschöpft vom Ausmaß der Diskussion, die sich schließlich um die Art der Namensauflistung - nach Ländern oder globalalphabetisch? - und die Umfeldbegrünung der Gedenktafel zentriert, verließ Jacques Dijon den Ort des Geschehens, nicht ohne vorher auf die Ausweichmöglichkeit einer Ansiedlung der Gedenktafel in Zentralsibirien oder Australien aufmerksam gemacht zu haben.
dpa Siehe auch Kommentar
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