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Fegefeuer

■ für die Ostmark

Stunde Null am Sonntag, null Uhr null. Ab Sonntag früh können DDR-Bürger in den geöffneten Sparkassen ihre Bankguthaben in D-Mark abholen, derweil die alten Ostmarkscheine in amtlich angeordneten Fegefeuern verbrannt werden - nur noch die Alu-Münzen bis 50 Pfennig besitzen weiterhin Kaufkraft. Was dann passieren wird, weiß niemand. So manche West-Familie und Wohngemeinschaft rückt heute noch zum Großeinkauf aus. Grund: Trotz anderslautendem Votum der Volkskammer hält die DDR-Regierung an dem auch im Staatsvertrag vereinbarten elfprozentigen Preisaufschlag für Westwaren fest, der DDR-Produkte schützen soll und DDR -Bürger womöglich in Scharen zum billigeren Einkaufen im Westen treibt.

Ab der Stunde Null bilden DDR und BRD ein gemeinsames Zollgebiet innerhalb der EG - in Schnellkursen wurden DDR -Zöllner deshalb auf EG-Recht umgeschult. Die bisherige Zollabfertigung für die Polen beispielsweise verlagert sich von West-Berlin an die polnische Grenze - dem Westberliner „Polenmarkt“ wird das womöglich den Garaus machen.

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