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Norwegische Regierung will Ölarbeiterstreik brechen

■ Zwangsschlichtung nach Ausstand soll Haushaltsdefizit abwenden

Aus Oslo Reinhard Wolff

Nach nur zweitägiger Dauer hat die norwegische Regierung mit einer staatlichen Zwangsschlichtung in den Streik der Ölarbeiter auf den Nordsee-Plattformen eingegriffen. Dieser rekordschnelle Eingriff wurde mit der Ankündigung der Ölarbeitergewerkschaft begründet, es werde „einen langwierigen Arbeitskampf geben“. Die Regierung sah sich veranlaßt, diesen im „nationalen Interesse“ im Keim zu ersticken. Was ihr aber trotz ihres Eingreifens - zumindest vorerst - nicht gelang: Die Ölarbeiter setzten ihren Streik am Dienstag fort - gegen die Empfehlung ihrer eigenen Gewerkschaft. „Wir haben die Situation nicht mehr unter Kontrolle“, ließ diese wissen.

6.000 Beschäftigte der Ölindustrie hatten am Sonntag auf 50 Ölplattformen die Arbeit niedergelegt und die norwegische Erdöl- und Erdgasförderung zum Erliegen gebracht.

Nicht nur in den Kassen der Konzerne, sondern auch denen des Staates drohte der Streik für Ebbe zu sorgen. Die konservative Regierung in Oslo kassiert aus den Verkaufserlösen der Konzerne täglich etwa 50 Millionen DM an Steuern und Abgaben.

Probleme hat auch der Gewerkschaftsdachverband LO. 35.000 Beschäftigte der Konsumgüterindustrie, vor allem in Papierfabriken und Brauereien, drohten zu streiken. Grund: unzureichende Lohnaufschläge nach zweijährigem Lohnstopp. Die IndustriearbeiterInnen wären damit gegen ihre eigene Gewerkschaft in den Ausstand gegangen: Diese hatte sich auf einen Kompromiß mit den Arbeitgebern eingelassen, den die Mehrheit der Gewerkschaftsbasis in einer Urabstimmung ablehnte. Durch die Aushandlung eines Lohnnachschlags konnte LO am Dienstag morgen diesen blamablen Arbeitskampf noch abwenden.

Die NorwegerInnen selbst bleiben von Nachrichten über die Streiks weitgehend verschont. Nachdem in der ersten Junihälfte die JournalistInnen der Tagespresse und Nachrichtenagenturen gestreikt hatten, geht nun der Streik ihrer KollegInnen bei Rundfunk und Fernsehen bereits in die dritte Woche.

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