: Lkw-Geschäft vor dem Scheitern
■ Enasa-Geschäft: M.A.N. will nicht vom Kooperationsmodell mit Daimler abweichen
München/Berlin (dpa/taz) - Der von M.A.N. und Daimler gemeinsam geplante Mehrheitserwerb des spanischen Nutzfahrzeugherstellers Enasa steht vor dem Scheitern. Durch das Festhalten an dem Vorhaben, das in dieser Form vom Bundeskartellamt abgelehnt wird, hat M.A.N. deutlich seinen Rückzug signalisiert. Kein Alleingang, auch kein Erwerb von Teilen und auch keine gesellschaftsrechtliche Aufteilung komme in Frage, hieß es. Ausschließlich eine Gesamtverantwortung beider Erwerber - unbeschadet einer internen Arbeitsaufteilung zwischen M.A.N. und Daimler - sei für M.A.N. interessant. Daran ändere auch die Verlängerung einer Erklärungsfrist durch das Kartellamt nichts.
Nun ist der Partner Daimler gefordert, der sich zunächst nur mit 20 Prozent bei Enasa beteiligen und M.A.N. die Mehrheit überlassen wollte. Die spanische Regierung, mit Unverständnis und Verärgerung auf die ablehnende Haltung der deutschen und Brüsseler Wettbewerbshüter reagierend, drängt vehement auf eine Lösung, die sie auch in der Unterstützung durch die Bundesregierung sucht. Um den sanierungsbedürftigen Lkw-Hersteller Enasa auf eine solide Basis zu stellen, sind finanzkräftige Partner notwendig. Daimler wäre den Spanier hier willkommen.
M.A.N. hat nach Ansicht von Branchenkennern gute Gründe, sich nicht allein auf das Wagnis einzulassen. So ist es inzwischen durchgesickert, daß der Sanierungsaufwand bei der Überprüfung vor Ort sich als deutlich höher erwiesen hat als zunächst angenommen. Und von Konzern-Chef Klaus Götte, der M.A.N. durch eine rigorose Neustrukturierung wieder profitabel gemacht hat, ist aus anderen Fällen bekannt, daß er mit spitzem Rechenstift kalkuliert und nur etwas in Angriff nimmt, was auf absehbare Zeit Erfolg verspricht. Ob die Stuttgarter soviel Geschmack am spanischen Lkw -Hersteller finden, um allein zuzugreifen, hängt auch von den Marktchancen ab, die sich der für Lkws zuständige Daimler-Vorstand Helmut Werner ausrechnet.
In der Branche wird vermutet, daß Werner den Deal durchziehen will. Ein Firmensprecher erklärte, die Stuttgarter seien nach wie vor bereit, „ihren industriellen Beitrag zu realisieren“. Auf das konkrete Mercedes-Konzept angesprochen, meinte der Sprecher, man wolle im Moment zu diesem Thema nichts weiteres sagen.
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