Koalition steht zu Olympia 2000

■ Im Streit um die Gründung des Olympia-Büros wurde zwischen AL und SPD ein Kompromiß erzielt / Fraktion der Alternativen Liste übt Kritik an ihrer Sportsenatorin

Berlin. „Wer lange Strecken mit hohen Hürden zurücklegen will, muß mit kleinen anfangen.“ So sportlich umschrieb der Regierende Bürgermeister gestern den Kompromiß zum Olympia -Büro, der zwischen den Koalitionspartnern SPD und AL ausgehandelt wurde. In der gestrigen gemeinsamen Magistrats und Senatssitzung wurde einvernehmlich beschlossen, ein Olympia-Büro für Gesamt-Berlin zu gründen. Angesiedelt ist das Büro bei den Regierungschefs beider Halbstädte, die für die Außenrepräsentation zuständig sind. Zur Leitungsgruppe des Büros sollen auch die für Jugend und Sport zuständige Westberliner Senatorin Sibylle Volkholz (AL) und der Ostberliner Jugendstadtrat Hempel (CDU) gehören. Geschäftsführer wird allerdings nicht AL-Staatssekretär „Cola“ Kuhn, der bisher das Olympia-Büro West leitete, sondern der Abteilungsleiter für Sport aus dem Hause Volkholz, Jürgen Kießling. Die Leitungsgruppe des Olympia -Büros, so heißt es in dem Beschluß, soll „einvernehmlich“ entscheiden. Damit ist zwar Kuhn entmachtet, die Sportverwaltung bleibt aber in den Entscheidungsprozeß eingebunden.

Sportsenatorin Volkholz bewertete den Kompromiß als tragbar. „Die Entscheidung ist der AL nicht leicht gefallen, aber es geht letzten Endes um die fachliche Qualifikation der Olympia-Bewerbung“, so Volkholz. Mit dem Kompromiß sei die Ressortzuständigkeit gewahrt, und auch in anderen Olympiastädten sei die Bewerbung zur Chefsache gemacht worden. Der „Chef“ (Momper) wollte von einer Koalitionskrise nichts wissen, bedauerte aber, daß die AL einen Konflikt durch Presseerklärungen erst habe entstehen lassen.

Intern wird der Kompromiß als Zugeständnis der SPD an die AL gewertet, da Entscheidungen einvernehmlich getroffen werden sollen. Hintergrund ist die Forderung der AL, im Senat nicht mehr überstimmt zu werden und keine AL-Ressorts zu beschneiden. In der AL-Fraktion bewertete gestern Bernd Köppl den Kompromiß als vollen Erfolg, andere bezeichneten ihn als faulen Kompromiß, den die Schulsenatorin ohne Absprache mit der Fraktion getroffen habe. Sauer reagierte der entmachtete Kuhn. Es sei nur darum gegangen, ihn außen vor zu halten.

Das Olympia-Büro soll die beiden Machbarkeitsstudien der bisher getrennten Büros zusammenführen und bis zum 17. August eine Präsentation des Standortes Berlin vorbereiten. Das Nationale Olympische Komitee will seine Entscheidung über die gesamtdeutsche Bewerbung im November fällen.

kd