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Flüchtlinge dürfen aus Albanien raus

■ Zwei Schiffe bringen rund 5.000 AlbanerInnen zunächst nach Italien, von wo sie in die anderen Länder weiterreisen / Flüchtlinge in Deutscher Botschaft kommen zuerst dran / Bayern will 500 aufnehmen

Rom/Bonn (dpa) - Albanien wird am Freitag für alle Botschaftsflüchtlinge in Tirana den Weg zur Ausreise freigeben. Wenige Tage nach Eintreffen der ersten 51 albanischen Flüchtlinge auf dem Luftweg in Prag werden die übrigen schätzungsweise 5.000 ausreisewilligen Albaner am Freitag und Sonnabend das Balkanland per Schiff in Richtung Westen verlassen können. Die Flüchtlinge sollen am Freitag und Samstag mit zwei Fähren nach Brindisi in Italien gebracht werden.

In der Nacht zum Freitag werden zunächst die rund 3.199 Personen ausreisen, die in der Bonner Botschaft Zuflucht gefunden haben. Sie sollen danach in Sonderzügen in die Bundesrepublik weiterfahren. Die Züge der Bundesbahn sollen spätestens an diesem Donnerstag in Brindisi bereitstehen. Erwartet werden in Italien etwa 5.000 Flüchtlinge. Davon sollen die über 3.000 Albaner in die Bundesrepublik reisen, die übrigen zunächst in Frankreich und Italien aufgenommen werden. Das Bundesland Bayern bereitet sich nach Angaben des Sozialministeriums in München auf die Aufnahme von 500 albanischen Flüchtlingen vor. Die Niederlande, die in Tirana nur durch ihren Botschafter in Belgrad vertreten sind, erklärten sich bereit, albanische Botschaftsflüchtlinge aufzunehmen. Wie das Außenministerium in Den Haag mitteilte, will die niederländische Regierung auf diese Weise ihre Solidarität mit den anderen EG-Ländern bekunden. Neben der Bundesrepublik, Italien und Frankreich ist Griechenland von der Flüchtlingswelle betroffen. Die EG-Außenminister wollen auf ihrer Ratssitzung in Brüssel am kommenden Montag über das Problem der Botschaftsflüchtlinge reden.

Nach Informationen aus Rom soll der erste Flüchtlingstransport Tirana am Donnerstag abend verlassen und zum knapp 100 Kilometer entfernten Hafen Durazzo (Durres) gebracht werden. Dort stehen die italienischen Fährschiffe „Appia“ und „Espresso Grecia“ bereit, die von Rom für den Transport zur Verfügung gestellt wurden.

Sechs albanische Flüchtlinge trafen am Dienstag abend nach einer 15stündigen Odyssee im süditalienischen Otranto ein. Sie hatten die Meerenge zwischen Italien und Albanien mit einem Motorboot überquert. Die Flucht der jungen Albaner wäre um eine Haar kurz vor Erreichen der italienischen Küste gescheitert, als das Benzin für den Außenbordmotor ausging. Nur mit Hilfe eines Touristen, der das Boot ins Schlepptau seiner Segeljacht nahm, erreichten die sechs den Hafen von Otranto.

Die Schweiz will etwaige Asylanträge von geflüchteten Albanern prüfen. Von den 51 Flüchtlingen, die am Dienstag in die CSFR ausgereist waren, äußerten bereits einige den Wunsch, sich in der Schweiz anzusiedeln. Für die Albaner würden dieselben Bedingungen gelten, wie für alle Asylbewerber.

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