Radioaktives in der DDR

Interessierte LeserInnen schüttelten irritiert den Kopf. Im letzten Verbraucherkompaß vom 26. Juni wurden niedrige und mittlere Werte gleichermaßen mit 1.000 Becquerel pro Quadratmeter definiert. Es mußte natürlich heißen niedrige Werte '1000Bq, mittlere Werte '1000Bq, hohe Werte '5000Bq. Entschuldigung!

Nach der Öffnung der Grenzen hat das Neue Forum in Kooperation mit der Radioaktivitätsmeßstelle des Fachbereichs Physik/Oldenburg erstmals flächendeckend die radioaktive Belastung der DDR gemessen, die im wesentlichen mit der westdeutschen vergleichbar ist. Die häufigsten Werte lagen zwischen 2.000 und 8.000 Bq/qm. Die höchsten Bodenbelastungen fand man in der Umgebung von Rathenow, westlich von Berlin, und Wittenberg mit 35.000 Bq/qm. Das Gebiet um Ludwigslust südlich von Schwerin und die Region um Eisenach kommt auf 20.000 bis 25.000 Bq/qm. Die Befürchtung der Bevölkerung, daß von den AKWs eine radioaktive Belastung ausgeht, konnte nicht signifikant bewiesen werden. In der Umgebung des AKWs in Lubmin bei Greifswald lag die Belastung zwischen 4.000 und 6.000 Bq und entsprach damit der Belastung der Umgebung. Andere künstliche Radionuklide etwa Jod-131 wurden nicht nachgewiesen. Weiter radioaktive Umweltbelastungen durch die AKWs wie Abgabe radioaktiver Edelgase lassen sich aus der Bodenbelastung nicht ablesen. In der Umgebung des AKWs Rheinsberg bei Neuruppin nördlich von Berlin entsprechen die Werte (2.000 bis 4.000 Bq) ebenfalls der Umgebung.

Die Radioaktivitätsmeßstelle hat eine Cäsium -Belastungskarte des DDR Territoriums zusammengestellt. Nach Wunsch farbig oder schwarz-weiß ist sie zu bestellen bei: Radioaktivitätsmeßstelle der Uni Oldenburg, Postfach 2503, 2900 Oldenburg.

Auch bei Lebensmittelmessungen besteht Nachholbedarf. Das Umweltinstitut München e.V. macht in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bürgerinitiativen aus der DDR ein Meßprogramm. Es werden die Radonbelastungen in Wohnhäusern und Umgebung und die radioaktive Belastung von Lebensmitteln aus DDR Produktionen gemessen Ähnlich wie bei der Bodenbelastung sind die Ergebnisse bei Lebensmitteln eher beruhigend, wenn man nicht gerade Pilze essen will.

Milch vom Bauern Oberrothenbach'0,3 Bq

Trinkmilch, VEB Dresden'0,4 Bq

Vollmilch, VdgB Zwickau0,5 Bq

Schlagsahne, VdgB Zwickau'0,6 Bq

Frische Rahmbutter, Glauchau'0,3 Bq

Vanille Yoghurt, VdgB Zwickau'0,5 Bq

Joghurt 2,5%, VEB Gera'1,7 Bq

Kaffeesahne, Glauchau0,2 Bq

Kondens Dosenmilch, Glauchau'0,6 Bq

Buttermilch, VEB Gera'1,5 Bq

Nährgries f.Kinder, VEB Wurzen'0,5 Bq

Zitronenmelisse, Oberrothenbach1,1 Bq

Steinpilze, Bad Muskau/Neise245 Bq

Champignons, Schafweide vor Halde

9506 Crossen1,2 Bq

Pflaumenkompott, Bulgerplodexport0,4 Bq

Kirschen, Glas, Polcoop0,3 Bq

Sauerkirschen, Glas (Ende 91)

Hungarofruct2,7 Bq

Stachelbeeren, Konserve (26.12.90)

VEB „Axa''0,5 Bq

Stachelbeeren vom 16.6.90

Konservenfabrik Meerane0,3 Bq

Erdbeeren, vom 10.6.90, Crossen'0,7 Bq

Wintergerste vom 23.2.90, Zwickau,8 Bq

Eierteigwaren (8/90, 8/91)

Konsum Teigwarenfabrik, Risa'0,7 Bq

Eierteigwaren (2/91) VEB Anker

Teigwarenfabrik Löbau'0,5 Bq

Vollmilchschokolade, vom 10.6.90

VEB Thüringer Schokoladenfabrik4,6 Bq

Johannisbeermarmelade (3/90)

VEB Früchteverarbeitung/Pirna1,2 Bq

Schweineschmalz vom 10.6.90

VEB Fleischkombinat Karl-Marx-Stadt'0,4 Bq

Werte: Cäsium Becquerel pro Kilogramm

Quellen: Umweltinstitut München e.V.

Angaben in Klammern beziehen sich auf das Mindesthaltbarkeitsdatum der Produkte.