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Bauern in der Offensive

■ Leipzigs Bürgermeister Lehmann-Grube gestattete acht Bauernmärkte für den freien Verkauf in der Stadt

Leipzig (ap) - Sachsens Bauern blasen zum Sturm auf das bis zur Währungsunion staatliche Handelsmonopol. Am Donnerstag verkauften sie in Leipzig ihre Produkte erstmalig direkt vom Wagen an die Bevölkerung. Die Erlaubnis zu dieser Aktion hatte Leipzigs Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube erteilt. Er gestattete, daß sich acht Bauernmärkte in der Stadt etablieren dürfen.

Vor den Wagen bildeten sich nach zögerlichem Verkaufsbeginn bald lange Schlangen. Die Leipziger nutzten die Gelegenheit, billig an landwirtschaftliche Produkte zu gelangen. Besonders in den außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Märkten herrschte schon um die Mittagszeit reger Andrang. Die Bauern, die überwiegend aus Landwirtschaftsbetrieben des westsächsischen Bezirkes kommen, boten überwiegend Gemüse, aber auch Obst und Blumen an.

Bereits an den Vortagen hatten die in der Landwirtschaft Beschäftigten ihren Unmut über mangelnden Absatz durch den Handel kundgetan. Vor dem Gebäude der Bezirksverwaltung gossen sie am Dienstag symbolisch 100 Liter Milch auf die Straße. LPG-Mitglieder drohten, diese Aktion so oft zu wiederholen, bis die Regierung in Berlin Maßnahmen zum Schutz der DDR-Landwirtschaft getroffen habe.

Inzwischen sinken in Leipzig die Preise bei Lebensmitteln. Brot wurde um rund dreißig Pfennig billiger als in der Vorwoche, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sind ebenfalls günstiger zu haben als zu Monatsbeginn. Dennoch schwanken die Preise beispielsweise für Fleisch um bis zu 100 Prozent. Leipzigs Oberbürgermeister rief deshalb die Bevölkerung der Stadt zum bewußten Preisvergleich bei Einkäufen auf.

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