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Behörden verschwiegen Giftaustritt

Münchehagen (dpa) - Entsorgung durch Geheimhalten - das war offenbar die Taktik der Behörden, die jahrelang deutliche Hinweise auf Giftaustritte aus der stillgelegten Sondermülldeponie Münchehagen (Landkreis Nienburg) verschwiegen haben. So geht es aus Unterlagen der Wasserbehörden Hildesheim und Sulingen hervor, die gestern bekannt wurden. Danach fanden bereits 1986 Gutachter der Universität Ulm in den Kontrollbrunnen der unmittelbaren Deponie-Umgebung die bisher weithin unbekannte Chemiekaliengruppe „Phthalate“, die aus der Kunststoffherstellung stammt. Am 25.Januar 1989 kam die Hildesheimer Wasserbehörde in einem internen Schreiben zu dem Schluß, daß die Dioxinkippe Münchehagen wohl undicht sei. Dieses Schreiben erhielten auch andere für die Überwachung und Sicherheit der stillgelegten Giftmülldeponie zuständige Behörden. Aber weder eine offizielle Fachtagung von Giftexperten zur Gefährdung in Münchehagen noch der öffentliche Münchehagen-Ausschuß, in dem Vertreter von Gemeinden, Kirchen und Bürgerinitiativen sitzen, erfuhren davon. Bei der erneuten Überprüfung der Wasser- und Bodenverhältnisse und der Dichtigkeit der Deponie im letzten Jahr wurde denn auch gar nicht erst nach Phthalaten gesucht. Das Umweltministerium erklärte gestern, der Vorgang werde geprüft. Heute wird die Leitung der Sulinger Wasserbehörde ins Ministerium zitiert.

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