: Evakuierung der Albaner angelaufen
■ Fährschiffe unterwegs nach Albanien / Flüchtlinge werden am Samstag im Bundesgebiet erwartet
Rom/Bonn (ap) - Die großangelegte Evakuierung der etwa 4.500 Albaner, die in Tirana in Botschaften europäischer Staaten geflüchtet sind und ihre Heimat verlassen wollen, ist am Donnerstag auf dem Seeweg angelaufen. Die ersten Flüchtlinge sollten noch am Donnerstag abend mit Schiffen nach Italien gebracht werden, von wo aus sie zum größten Teil mit Zügen in die Bundesrepublik gebracht werden. Etwa 3.000 Albaner werden am Samstag in den Bundesländern erwartet, wo die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen.
Noch immer besteht die Furcht vor einem Sturm der Bevölkerung auf die Schiffe. Deshalb soll die Entscheidung über den genauen Zeitpunkt der Evakuierung erst im letzten Moment erfolgen. Auch sollen die Flüchtlinge mit kleinen Booten aufs Meer gefahren werden, berichteten Gewährsleute.
Erst dort sollen sie in die Schiffe umsteigen. Dadurch will man ein Vordringen der Bevölkerung zu den Ausreise-Schiffen verhindern. Eine eventuelle Massenflucht könnte nach den Worten eines italienischen Sprechers „biblische Ausmaße“ annehmen. Am Donnerstag starteten drei Sonderzüge der Bundesbahn mit jeweils etwa 1.000 Plätzen nach Brindisi. In der Bundesrepublik sollen die Albaner nach Plänen der Länder in Wohnheimen, Krankenhäusern oder auf Wohnschiffen unterkommen. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Bonn berichtete, will das Rote Kreuz die Flüchtlinge in Brindisi in Empfang nehmen. Nach der Versorgung mit neuen Kleidern sollen sie im Laufe des Freitags auf die Züge verteilt werden.
Ein gechartertes italienisches Schiff, die „Appia“, verlies nach amtlichen Angaben aus Rom bereits am Mittwoch nachmittag Venedig mit Kurs Albanien. Es hat Krankenschwestern und Ärzte an Bord und wird den albanischen Hafen Durres anlaufen. Ein zweites italienisches Schiff aus Brindisi sowie ein von Frankreich geschartertes maltesisches Schiff nahmen vom griechischen Hafen Patras aus Kurs auf Durres. An Bord waren 15 Ärzte und 3,5 Tonnen medizinische Hilfsgüter für die Flüchtlinge.
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