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Neuer Friedensplan für Afghanistan

■ Präsident Nadschibullah soll Kontrolle der Streitkräfte und Medien einer Wahlkommission übergeben

New York (afp) - Der sowjetische UNO-Botschafter Juli Woronzow hat Berichten der 'New York Times‘ vom Sonntag zufolge einen neuen Friedensplan für Afghanistan vorgelegt, der für den jetzigen Staatspräsidenten Nadschibullah vor und während Wahlen in dem Bürgerkriegsland nur noch eine symbolische Macht vorsieht. Nach Angaben amerikanischer UNO -Diplomaten unterbreitete Woronzow, der früher sowjetischer Botschafter in Afghanistan war, diesen Vorschlag den Vereinten Nationen im Juni. Demnach könnte Nadschibullah die Kontrolle der Streitkräfte, der Nachrichtendienste und der staatlichen Medien einer Wahlkommission auf breiter Basis übergeben, die für die Organisation der Wahlen zuständig wäre.

Wie die 'New York Times‘ berichtete, handelt es sich bei dem Vorschlag Woronzows um eine Variante des amerikanischen Plans. Die USA hatten vorgeschlagen, daß Nadschibullah zunächst weiterhin im Amt bleibt. Vertreter des Staatschefs würden Verhandlungen mit der Widerstandsregierung über die Abhaltung von Wahlen unter internationaler Aufsicht aufnehmen. Ferner sollten sie sich auf einen neutralen Führer einigen, der die Kabuler Regierung während des Wahlkampfes überwacht. Dem US-Plan zufolge müßte Nadschibullah während des Wahlkampfes zurücktreten, doch könnte er sich zusammen mit den Kandidaten der Mudschaheddin um das Amt des Staatspräsidenten bewerben. Amerikanischen Diplomaten zufolge sind sie bereit, den Plan Woronzows anzunehmen, wenn sichergestellt wird, daß Nadschibullah nicht sein Staatsamt dazu ausnutzt, um die Wahlen zu seinen Gunsten zu beeinflussen. US-Außenminister James Baker will am kommenden Mittwoch bei einer Unterredung mit seinem sowjetischen Amtskollegen Eduard Schewardnadse in Paris sondieren, ob der Vorschlag des UNO-Botschafters die offizielle Position Moskaus ist. Beide Minister nehmen dort am Dienstag an den „2+4„-Gesprächen teil.

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