DDR dementiert Giftgas-Depots

■ UdSSR: Keine Giftgaslagerung in der DDR / Einladung zur Besichtigung der verdächtigten Objekte

Berlin (taz) - Der Streit um die mögliche Lagerung sowjetischen Giftgases in der DDR geht weiter. Die Sowjetunion hat jetzt bekräftigt, daß sie auf dem Gebiet der DDR keinerlei sowjetische Chemiewaffen stationiert habe. In einer Stellungnahme an das Auswärtige Amt in Bonn hieß es Ende letzter Woche, die Sowjetunion habe ihre chemischen Waffen ausschließlich auf sowjetischem Territorium gelagert. Um den kursierenden anderslautenden Meldungen entgegenzutreten erklärten sich die sowjetischen Behörden bereit, Regierungsvertreter der BRD und der DDR in jedes beliebige sowjetische Lager auf DDR-Gebiet einzuladen, das der Aufbewahrung von chemischen Waffen verdächtigt werde. Gestützt auf Informationen westlicher Geheimdienste berichtete die Springer-Presse, daß bis zu 30.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe in neun Depots entlang der deutsch -deutschen Grenzen gelagert sein sollten. In Berlin berichtete die 'Morgenpost‘ weiter, daß die Hälfte dieser Depots von der Nationalen Volksarmee (NVA) verwaltet würden.

Das Auswärtige Amt in Bonn begrüßte die schnelle Reaktion der Sowjetunion. Gleichzeitig beteuerte Genschers Ressort, es habe die Pressemeldungen über die Giftgaslager nie bestätigt. Regierungssprecher Schäfer hatte dagegen noch Mitte letzter Woche behauptet, daß die Bonner Regierung stets von der Lagerung chemischer Kapfstoffe in der DDR ausgegangen sei. Man sei davon ausgegangen, daß im Vorfeld der Sowjetunion Chemiewaffen stationiert seien. Darüber hinaus habe es Meldungen gegeben, daß in der DDR auch die NVA einzelne Depots verwalte.

Anfang vergangener Woche hatte es weiter geheißen, die NVA habe gemeinsam mit Truppenteilen der Roten Armee auf DDR -Terretorium „defensive C-Waffen-Einsatzübungen“ abgehalten. Unter Aufsicht der Sowjets seien darüber hinaus zumindest „zeitweilig“ in der DDR Kampfstoffe produziert worden.

NVA-Sprecher Oberst Hempel wies die Vorwürfe umgehend als „unsinnig“ zurück. Sein Minister Rainer Eppelmann, zuständig für Abrüstung und Verteidigung, habe wiederholt darauf verwiesen, daß die NVA weder C-Waffen besitze noch verwalte. Jede andere Dartsellung sei frei erfunden. Die PDS-Zeitung 'Neues Deutschland‘ setzte der Debatte schließlich eins drauf: „Nicht auszuschließen ist“, hieß es, „daß die Printmedien mit solchen Nachrichten auf den bevorstehenden Abzug US-amerikanischer Chemiewaffen aus der BRD einstimmen wollen.“

wg