: Ohne feministische Haltung
■ betr.: "Kindesmißbrauch: Große Versöhnung", taz vom 10.7.90
Betr.: „Kindesmißbrauch: Große Versöhnung“, taz vom 10.7.90
Mit großer Verärgerung haben wir den Artikel über unser Projekt (und KIZ) gelesen. Offensichtlich hat sich hier eine Anfängerin an dem schwierigen und komplexen Thema sexueller Mißbrauch versucht. Wie sonst kommt dieser laienhafte Artikel, gespickt mit massiven Falschdarstellungen und Unterstellungen, zustande. Um nur einige Beispiele zu nennen:
-Es gibt sehr wohl noch viele „unterschiedliche Antworten“ beim feministischen und familienorientierten Ansatz.
-„Ängste, Isolation und Wünsche“ der betroffenen Mädchen und Frauen war und ist zentraler Punkt unserer Arbeit.
-Beratung und Gruppen für Mütter der betroffenen Mädchen war und ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit.
-Es ist niemals unser Ziel gewesen, „Frauen zu Feministinnen zu machen“. Wir gehen vielmehr davon aus, daß Frauen über ihr Leben und ihre Ideale selbst entscheiden.
-Grundsätzlich respektieren wir die Wünsche der Mädchen. Falsch ist deshalb die Aussage, daß „erst dann das Mädchen zur Mutter zurück kann, wenn diese sich von dem Lebenspartner getrennt hat“.
-Wenn schon unsere Telefonzeiten abgedruckt werden, dann doch bitte richtig und vollständig:
Mädchenarbeit Tel.: 7865017 Mo. und Do. 10 bis 17 Uhr, Di. und Fr. 10 bis 14 Uhr;
Frauenarbeit Tel.: 7865019 Di. und Fr. 10 bis 14 Uhr, Mi. 16 bis 19 Uhr.
Die von der Verfasserin gewählten Begriffe wie zum Beispiel „Mißbrauchte“, „Opfer“, „Betreuungseinrichtung“ drücken für uns eine Haltung aus, die gelinde gesagt unreflektiert ist. Eine auch nur annähernd feministische Haltung können wir aus diesem Artikel nicht erkennen. (...)
Gisela Böschen für „Wildwasser“, Berlin 61
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