: Hau ran, Heinz-Hermann
■ Das Phantom aus dem Bremer Rathaus soll Rostock auf die Beine helfen
Was macht eigentlich Heinz-Hermann Schaper? So hatten wir vor drei Wochen gefragt und trotz aller Bemühungen keine Antwort erhalten können. Schaper, auch als Phantom im Rathaus bekannt, war vor Jahresfrist vom eher unbedeutenden SPD-Bürgerschaftsabgeordneten zu Wedemeiers Oberkoordinator geworden und kordiniert seither zwischen Parteien, Fraktionen, Rathaus und Beiräten hin und her, ohne daß die zu Koordinierenden irgendetwas davon bemerkt hätten. Mit Ausnahme der SPD-Fraktion, versteht sich.
Doch die Zeiten sind zweifelsohne stürmisch geworden. Nicht einmal ein mit 7.000-Mark-Monatslohn gutgepolsterter Rathausstuhl kann als ruhiges Dauerrefugium gelten. Und schuld daran ist das Volk, nicht das bremische, sondern das in der DDR. Die Wellen, die die November-Revoltion schlug, schwappten bis ins Rathaus und führten Schaper jetzt einer mutmaßlich nützlichen Verwendung zu. Konkret: Die Stadtverwaltung in Rostock bat in der Schwesterstadt um Amtshilfe: Ob es nicht möglich sei, ein paar gewiefte Bremer Beamte zu schicken, damit die den neugewählten Rostocker Senatoren zeigen, wie das mit der Selbstverwaltung einer Kommune ist. Männer für's Grobe also, die das Rostocker Beamtenwesen erstens organisatorisch und zweitens gesetzestechnisch auf bundesdeutsches Niveau bringen sollen.
10 Verwaltungsfachleute wurden gesucht und wurden schnell gefunden. Und die Aufgabenbeschreibungen sind für die meisten durchaus konkret: Einer soll um das Schulwesen, zwei Kollegen haben die schwierige Aufgabe, die nicht vorhandenen Rostocker Finanzen zu ornen, und der ehemalige stellvertretende Polizeipräsident kümmert sich um „Ordnungsverwaltung“.
Bleibt die Frage: „Was macht Heinz-Hermann Schaper?“ Nun, wie alle anderen Kollegen tut soll er angeblich tun, was er am besten kann: Koordinieren. In diesem speziellen Fall die Zusammenarbeit zwischen dem Rostocker Rathaus und den Rostocker Ortsteilen. Wann Herr Schaper seine Phantomrolle im Rathaus wieder besetzen kann, ist ungewiß. Der Senat änderte den Beschluß Vorschlag, daß die Rostocker Hilfsarbeiter „maximal“ drei Monate bleiben sollten, in „vorerst“. Bleibt nur der aufmunternde Zuruf: „Hau ran, Heinz-Hermann“.
Rosi Roland
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