Irrfahrt vorbei: Die Albaner sind da!

■ Tirana - Brindisi - Basel - Bremen: 43 Flüchtlinge nach einer Woche endlich am Ziel

Die Albaner sind da! Um 11.37 Uhr sind gestern die ersten 14 der seit Sonntag erwarteten 41 albanischen Flüchtlinge in auf dem Hauptbahnhof angekommen. Für die 14 Ankömmlinge ging damit vorerst eine Irrfahrt zu Ende, die vor drei Wochen unter dramatischen Umständen in der deutschen Botschaft in Tirana begonnen hatte und die Flüchtlinge über die Stationen Brindisi, Basel

schließlich nach Hamburg verschlagen hatte. Von dort waren die 14 Albaner gestern morgen aufgebrochen. Weitere 29 albanische Flüchtlinge wurden gestern abend aus Nordrhein -Westfalen in der Lesumer Kurzzeit-Notunterkunft des Arbeiter-Samariterbunds erwartet.

„Es ist schön, es ist ruhig, es ist gutes Wetter und die Blumen blühen“, faßte Roberto Papa gestern

seine ersten Eindrücke von Bremen mit ein paar Brocken Italienisch zusammen. Gekommen sei er „wegen der Politik und der Diktatur“: „Die Regierung in Albanien hat mir nicht gefallen. Zuletzt gab es immer öfter Zusammenstöße zwischen der Polizei und Demonstranten.“ Ob er selbst mitdemonstriert hat? „Nein, ich mußte ja arbeiten.“

Jetzt hofft der 36jährige Hotel

Kellner vor allem, daß seine Frau und seine Tochter bald nachkommen dürfen. Beide mußte er bei der Flucht in die Deutsche Botschaft zurücklassen. Werden die zuhause jetzt Ärger mit der Polizei bekommen, weil er geflohen ist? Roberto Papa zuckt die Achseln: „Nicht unbedingt“.

In der Wilhelm-Kaisen-Kaserne an der Peenemünderstraße, in der zur Zeit insgesamt 450 Flüchtlinge untergebracht sind unter ihnen Libanesen, Übersiedler aus Polen und DDR -Aussiedler - bekam Roberto Papa gestern wie alle anderen Neuankömmlinge ein Bett zugewiesen und 30 Mark Verpflegungsgeld für's Wochenende in die Hand gedrückt. Am Montag, so hofft ASB-Geschäftsstellenleiterin Almuth Stoess, sollen Mitarbeiter des Sozialamts die Flüchtlinge über ihre finanziellen Ansprüche informieren. Dann heißt es erneut umziehen. Aus der Kurzzeit-Schleuse Lesum sollen die Albaner ab Montag in Notunterkünfte umquartiert werden.

Noch immer nicht restlos aufgeklärt ist derweil, wie die „Bre

mer“ Albaner eine Woche lang „verschwinden“ konnten. Fest steht nach Recherchen des Bundesinnenministerium inzwischen nur: Von den 3.199 Albanern, die am 12. Juli in Tirana aufgebrochen waren, reisten nach offiziellen Zählungen 3.095 am letzten Wochenende von Brindisi nach Basel. Bei der Ankunft in der Schweiz wurden allerdings 3.133 gezählt. Mögliche Erklärung der wunderbaren Albanervermehrung: Während Kleinkinder in Brindisi ungezählt blieben, wurden sie von den gründlicheren Schweizern mitgezählt.

Ebenfalls ungeklärt ist bislang der Flüchtlings-Status, der den Albanern in der Bundesrepublik eingeräumt werden soll. Während Bremen und andere Bundesländer sich dafür ausgesprochen haben, ihnen als „Kontingentflüchtlingen“ uneingeschränkte Freizügigkeit, ein dauerndes Aufenthaltsrecht und eine sofortige Arbeitserlaubnis zuzubilligen, sollen die Albaner nach dem Willen der Bundesresregierung zuvor ein reguläres Asylverfahren durchlaufen.

K.S.