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Faschos gemeinnützig?

■ Offiziell ist die „Nationale Alternative“ aus der Weitlingstraße raus / Manöver soll Zentrale erhalten

Lichtenberg. Die rechte „Nationale Alternative“ sei aus dem Haus Weitlingstraße 122 ausgezogen, bewohnt werde das Gebäude nur noch von Mitgliedern der „Initiative für Wohnungssanierung - WOSAN e.V.“ Dies erklärten gestern vor Pressevertretern WOSAN-Chef Dietze sowie ein sich selbst als „WOSAN-Freund“ bezeichnende Edgar Meyer. Ziel dieser Trennung sei es, „linke Übergriffe“, die vor allem der NA galten, künftig von dem Gebäude fernzuhalten. WOSAN, so Meyer weiter, wolle ein „sauberes Zusammenleben nach deutschen Idealen“ fördern, und habe beim Stadtgericht in Ost-Berlin den Status der Gemeinnützigkeit beantragt. Wer WOSAN-Mitglied werde, bei dem ruhe die NA-Zugehörigkeit, denn „wir sind ein unpolitischer Verein“.

Auf die Frage, ob es rechtliche Komplikationen dadurch gebe, daß in dem Haus auch Bundesbürger lebten, antwortete Meyer: „Die Kameraden die bei uns Mitglied werden wollen, beantragen zuerst einmal einen ostdeutschen Paß. Damit sind jegliche Hindernisse ausgeräumt.“

Mit dem durchsichtigen Manöver soll offensichtlich die rechtsextreme Zentrale in der Weitlingstraße erhalten bleiben. Bekanntlich war den NA-Vertretern nahegelegt worden, das Haus zu räumen und den einzelnen Wohnungsinhabern in verschiedenen Gegenden der Stadt eine Wohnung zuzuweisen. Dies würde de facto das Ende der Zentrale bedeuten. Um einer drohenden Räumung zuvorzukommen, verfiel man nun auf den Trick mit dem „unpolitischen Verein“. Im Stadtgericht, daß über die Zuerkennung des Gemeinnützigkeitsstatus zu entscheiden hat, war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

O. Anders

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