: Ex- und Hopp-Rakete geplatzt
■ Die über dem Schwarzwald verlorengegangene Sidewinder-Rakete hat sich selbst zerstört
Von Erwin Single
Stuttgart (taz) - Die scharfe Sidewinder-Rakete, die ein Phantom-Jagdbomber der Bundeswehr am Donnerstag über dem Schwarzwald verloren hatte, ist kurz vor dem Aufprall explodiert. Nach Angaben von Bundeswehrexperten hat sich die 2,80 Meter lange und 80 Kilogramm schwere Rakete selbst zerstört. Die Polizei teilte mit, diese Aussage decke sich mit Beobachtungen von Augenzeugen, die in der Nähe der Absturzstelle nach einem Knall eine Explosionswolke gesehen hatten. Die Trümmer des Flugkörpers waren in einem Waldstück bei Schenkenzell gefunden und von der Bundeswehr zu weiteren Untersuchungen abtransportiert worden.
In der Rakete hatte sich ein Behälter mit einem starken Überdruck von 750 bar befunden, erklärte die zuständige Polizeidirektion in Rottweil. Der Inhalt des Behälters sei nicht bekannt. Bei dem Sidewinder-Flugkörper handelte es sich um eine Luft-Luft-Rakete, die von Nato-Kampfflugzeugen zur Bekämpfung gegnerischer Maschinen gestartet wird. Sie reagiert auf Wärmeabstrahlungen von Flugzeugtriebwerken und steuert das Ziel über mehrere Kilometer hinweg an. Die Rakete hat laut Bundeswehr eine nur geringe Sprengkraft, da diese ausreiche, ein getroffenes Flugzeug zum Absturz zu bringen. Die Waffe muß von der Besatzung per Knopfdruck erst „scharf“ gemacht werden, was bei dem Unfall unterblieben sei.
Die Rakete hatte sich in 1.300 Meter Höhe aus der Halterung der Bundeswehrmaschine gelöst - vermutlich durch einen technischen Defekt, wie Major Pramann vom Jagdbombergeschwader 35 in Sobernheim angab, zu dessen Staffel der Phantom-Jäger gehört. Die Bundeswehrmaschine, die sich mit einer weiteren Phantom auf einem „routinemäßigen Übungsflug“ befand, gehört zu einer aus jeweils zwei Maschinen bestehenden „Alarm-Rotte“. Diese Nato -Maschinen sollen in Ernstfällen Feuerwehr spielen und sind deshalb ständig mit scharfer Munition bewaffnet. Die Luftwaffe teilte mit, daß weitere Flüge mit Sidewinder -Raketen vorerst eingestellt worden seien.
Unterdessen hat der Fremdenverkehrsverband Schwarzwald gegen die „seit Wochen zu beobachtende Zunahme von Tiefflügen“ in Bonn protestiert. Nach dem Zusammenstoß zweier Militärmaschinen im Frühjahr über Karlsruhe seien die Tiefflüge in den Schwarzwald verlegt worden.
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