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Neonazi-Treffen in Ost-Berlin

■ Michael Kühnen und Gary Lauck, Gründer der NSDAP/AO, fordern Aufhebung des NS-Verbotes

Berlin (taz) - Michael Kühnen, führender Neonazi-Aktivist in der Bundersrepublik, und Gerhard Lauck, Gründer der NSDAP/AO in den USA, wollen eine „legale Neugründung der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei“ in Deutschland betreiben. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung hevor, die beide anläßlich eines Treffens in Ost-Berlin verfaßten. „Gary“ Lauck hat seit 15 Jahren Einreiseverbot in der Bundesrepublik. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Der Chef der in der Bundesrepublik verbotenen NSDAP/AO versorgt seit Jahren die Neonazi-Szene in der Bundesrepublik mit Propagandamaterial und vertreibt Bücher über die sogenannte „Auschwitz-Lüge“.

Unter Ausnutzung des offenen Berlin-Status‘ flog er am 5.Juli über Kopenhagen zum Ostberliner Flughafen Schönefeld, wo er sich mit dem früheren Bundeswehrsoldaten und Chef der inzwischen verbotenen ANS/NA, Michael Kühnen, traf. Dieser Besuch, heißt es in einer Pressemitteilung, „ist eine große Ermutigung und Stärkung sowohl des nationalsozialistischen Untergrundes wie auch für Michael Kühnen und seine Kameraden“. Als Beleg schickten die Verfasser ein Foto mit, das beide vor der Fassade des Schönefelder Flughafens zeigt.

Zuvor haben sich Kühnen und Lauck der Mitteilung zufolge in Dänemark getroffen, wo sie vor einem Dutzend „führender“ Rechtsextremisten über „den Nationalsozialismus als lebendige und aktuelle Idee und Bewegung“ referiert hätten. In ihrer „Gemeinsamen Erklärung“ begrüßten Kühnen und Lauck die „seit dem 9.11.89 eingetretene Entwicklung“ in der DDR. Weiter heißt es: „Nun gilt der Kampf der Rückgewinnung der uns geraubten Ostgebiete des Deutschen Reiches und der Wiedervereinigung mit der deutschen Ostmark (Österreich)“.

Beide forderten die „Gründung eines Vierten Reiches“ anstelle einer „supergroßen BRD“. Prüfstein der Souveränität dieses neuen Deutschlands sei die „Aufhebung des NS -Verbotes“. Unterzeichnet ist die Erklärung mit den Worten „Wir sind wieder da! Alles für Deutschland!“.

Wolfgang Gast

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