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Verseuchte Region wird untersucht

■ Bestandsaufnahme für 3.000 radioaktiv belastete Flächen aus dem Uranbergbau / Riesige Kosten für Sanierung

Berlin (afp/taz) - Die strahlenden Hinterlassenschaften des Uranbergbaus in der DDR sollen jetzt von einer Forschungskommission untersucht werden. An der Spitze steht das sattsam bekannte Staatliche Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz (SAAS), dessen Vizepräsident Walter Röhnsch am Montag die geplante Studie vorstellte. Insgesamt sei ein Gebiet von 1.200 Quadratkilometern zwischen Dresden und Hermsdorfer Kreuz verseucht. Die Region müsse als „Bergbau mit Landschaft“ charakterisiert werden, sagte Röhnsch.

Der seit den 50er Jahren betriebene Uranabbau in der DDR habe dazu geführt, daß inzwischen mehr als 3.000 Einzelflächen eine „überdurchschnittliche radioaktive Belastung“ aufweisen. 31 der gefürchteten Abraumhalden, sechs Bergbaubetriebe und eine Absetzanlage zählen zu den am meisten verseuchten Altlasten. Sie seien „weiße Flecken“ in der Landschaft und müßten für immer unter Kontrolle bleiben. Für die Sanierung des Gebietes rechnet Röhnsch mit etwa vier Milliarden DM Sanierungskosten, „vielleicht aber auch das Zehnfache“. Wer die Sanierung finanziert, sei noch unklar.

Bei den Untersuchungen sollen auch medizinische Daten, sowie Belastungen von Luft und Wasser sollen erhoben werden. Erste Ergebnisse seien Ende des Jahres zu erwarten. An dem Projekt nimmt auch das BRD-Amt für Strahlenschutz teil und ebenso die Verursacher der Verseuchung, die SDAG Wismuth.

In den letzten Monaten hatten sich Meldungen über Müdigkeit, Haarausfall und Mißbildungen bei Neugeborenen aus dem Kreis Aue gehäuft. Für die Forscher steht allerdings schon jetzt fest, daß ein Zusammenhang von Gesundheitsschäden und Strahlungssituation „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ nicht zutreffe, so der Strahlenmediziner Stiegert.

Die SAAS, die die Untersuchung jetzt durchführt, hat jahrelang mit dem Honecker-Regime paktiert und dessen Atompolitik mitgetragen. Die Schäden, die durch den Uranbergbau verursacht wurden, fallen in ihren eigenen Verantwortungsbereich.

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