: 43.000 umgekommen
■ Moskau veröffentlicht exakte Zahlen über Opfer in sowjetischen Internierungslagern auf DDR-Territorium
Berlin (adn/taz) - In den sowjetischen Internierungslagern auf dem Gebiet der heutigen DDR sind nach dem Krieg rund 43.000 Menschen umgekommen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur 'adn‘ am Dienstag unter Berufung auf sowjetische Informationen, die Innenminister Peter-Michael Diestel bei seinem jüngsten Besuch erhalten habe.
In der Zeit von 1945 bis 1950 saßen insgesamt 122.671 Deutsche in den Lagern ein. Nach den noch vorhandenen Unterlagen seien 42.889 Internierte an Krankheiten wie Tuberkulose gestorben und 756 von Militärgerichten zum Tode verurteilt worden.
45.262 seien wieder auf freien Fuß gesetzt worden und 212 geflüchtet. Des weiteren seien 14.202 Häftlinge dem DDR -Innenministerium übergeben, 12.770 in die Sowjetunion deportiert und 6.680 in Kriegsgefangenenlager übergeführt worden. Der stellvertretende Leiter der Hauptabteilung Diplomatiegeschichte des Moskauer Außenministeriums, Georgi Kynin, wies 'adn‘ zufolge Anschuldigungen zurück, die UdSSR habe in den Lagern zielgerichtet und massenhaft Gefangene liquidiert. Die Internierungslager seien Teil des Systems radikaler Maßnahmen gewesen, die zur Ausrottung von Faschismus und Militarismus notwendig gewesen seien. Die Zahl der zum Tode Verurteilten mache nur 0,6 Prozent aller Internierten aus. Kynin bezog sich auf offizielle Alliierten - und Archivdokumente über die Internierungslager.
„Die vorhandenen Dokumente zeugen davon, daß in den Lagern der sowjetischen Besatzungszone für jene Zeiten erträgliche Bedingungen bestanden“, zitierte 'adn‘ den Experten. „Die Handlungen gegenüber den Gefangenen vollzogen sich auf gesetzlicher Grundlage„; es habe Internierungen aufgrund von Denunziationen oder „tragischer Umstände“ sowie Verstöße gegen die Vorschriften zum Umgang mit Gefangenen gegeben.
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