: Kredite für die CIA
■ Die Sparkassen finanzierten der CIA die Contra-Hilfe
Der ehemalige Schah-Anhänger und CIA-Mitarbeiter Farhad Azima borgte sich 1980 von einer kleinen Sparkasse in Kansas City für seine Fluglinie „Global International Airways“ eine Million Dollar. Später wurden mit einem seiner Flieger 23 Tonnen TOW-Missiles nach Teheran geflogen. Azima zahlte den Kredit nie zurück. Als die „Indian Springs State Bank“ in Kansas City, bei der Azima mittlerweile als Großaktionär im Aufsichtsrat saß, schließlich Bankrott anmeldete, wurde Azima von der Bankenaufsicht der Mitschuld an der Sparkassenpleite angeklagt. Solange jedenfalls, bis den FBI -Beamten und Anklägern beschieden wurde, sie sollten ihre Ermittlungen gegen Azima wegen seiner CIA-Verbindungen doch bitte einstellen.
Hermann K. Beebe ist ebenfalls eine notorische und schillernde Figur in US-Bankenkreisen. Mit zahlreichen Verbindungen zu CIA-Agenten und zur Mafia wurde der bereits überführte Betrüger 1985 von der Bankenaufsicht mit 18 S&Ls in Zusammenhang gebracht, von denen mittlerweile 17 Bankrott angemeldet haben. Beebes Connections zur Geheimdienstgemeinde liefen dabei über die „Palmer National Bank“ in Washington D.C. ab. Palmer wiederum vergab Kredite an Individuen und Organisationen, die den Geldtransport an die nicaraguanischen Contras abwickelten; und zwar über ein Schweizer Konto, das auch Iran-Contra-Held Oliver North für die militärische Unterstützung an die Konterrevolutionäre benutzte.
Dies sind nur zwei Beispiele aus einer Serie von zehn Artikel der 'Houston Post‘, in der der investigative Reporter Pete Brewton in 27 Fällen Verbindungen zwischen gescheiterten S&Ls und der CIA beziehungsweise Mafia (oder beiden) aufgedeckt hat. CIA und Co. besorgten sich - oder ihren Kollegen - bei den großzügigen S&Ls staatlich garantierte Kredite, die jedoch nie zurückgezahlt wurden. Somit trugen auch sie ihr Scherflein zur anschließenden Pleite der Finanzinstitutionen bei. Brewton fand heraus, daß einige der so kreditversorgten CIA-Agenten in Geldwäsche, Waffenschmuggel, Drogen- und Geldhandel an die Contras verwickelt waren. Da die Strafverfolgungsbehörden in mindestens zwei Fällen „von oben“ zur Einstellung ihrer Ermittlungen aufgefordert wurden, macht Brewton die Verwicklung des Geheimdienstes in den S&L-Skandal für die Tatsache mitverantwortlich, daß ein so großer Teil der Bankbetrügereien bisher nicht strafverfolgt worden ist. Die Pleite der von der 'Houston Post‘ angeführten 25 S&Ls und zwei Banken wird den Steuerzahler mehr als 13 Milliarden Dollar (21 Milliarden D-Mark) kosten.
Die zwischen Februar und Juli publizierten Hinweise für eine versteckte Kreditfinanzierung der illegalen Contra -Hilfe auf Staatskosten sind in den USA von sämtlichen etablierten Medien totgeschwiegen worden. Nach ihrem Versagen, den Iran-Contra-Skandal vollständig aufzudecken, weigern sich Tagespresse und die TV-Networks nun, die CIA -Verwicklung in die Sparkassen-Krise überhaupt nur anzurühren. Das Schicksal der mutigen 'Houston Post‘ mit ihrer „Story des Jahres“ ist nur ein weiterer Beweis für den traurigen Zustand der US-Presse nach einem Jahrzehnt republikanischer Domestizierung. Nicht von ungefähr lautet der Titel des jüngsten Buches über die US-Medien in den Reagan-Jahren: On bended knee - „Zu Füßen“ Reagans...
Rolf Paasch
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